Recherche nach NS-Raubgut in den Beständen der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Forschungseinrichtung:
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Bundesland:
Hessen
Ansprechpartner:
Bernhard Wirth

PositionProjektleiter

E-Mailprovenienzforschung@ub.uni-frankfurt.de

Daniel Dudde M.A.

PositionProjektmitarbeiter

E-Mailprovenienzforschung@ub.uni-frankfurt.de

Darleen Pappelau M.A.

PositionProjektmitarbeiter

E-Mailprovenienzforschung@ub.uni-frankfurt.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die Geschichte der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (UB JCS) beginnt weit vor der Gründung der Goethe-Universität 1914. Sie geht auf die 1484 begründete ehemalige Ratsbibliothek der Stadt Frankfurt, sowie auf die 1763 begründete Senckenbergische Bibliothek und die 1888 eröffnete Rothschildsche Bibliothek zurück.

Rothschildsche, Senckenbergische und Stadtbibliothek übernahmen 1914 die Literaturversorgung für die neu gegründete Universität Frankfurt am Main. Am 22. März 1944 wurde das Gebäude der Stadtbibliothek bei den Luftangriffen auf Frankfurt am Main zerstört. Nur ein gutes Drittel der Bestände konnte durch Auslagerung nach Oberfranken gerettet werden, der Rest wurde, wie auch ein Großteil der Verwaltungsakten, vernichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadtbibliothek mit weiteren Bibliotheken zur Stadt- und Universitätsbibliothek (StUB) Frankfurt zusammengeschlossen. Seit 2005 sind StUB sowie die Senckenbergische Bibliothek in der UB JCS unter Trägerschaft der Goethe-Universität vereinigt. In den Beständen der UB JCS befinden sich zahlreiche Dauerleihgaben, die nicht Eigentum der Universität sind, sondern v. a. der Stadt Frankfurt am Main, der Dr. Senckenbergischen Stiftung und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Der zu untersuchende Bereich umfasst zwei Teilbereiche des Altbestandes: Zum einen den Bereich 42/ bis 45/ mit Büchern, die zwischen 1942 und 1945 eingearbeitet wurden, um Kriegsverluste auszugleichen. Zum anderen wird die Signaturgruppe 00/ überprüft, die nach 1945 aufgebaut wurde und Erwerbungen mit Erscheinungsjahren 1900 bis 1944 enthält.

Bei Stichproben vor Projektbeginn wurden einige Bücher von im Nationalsozialismus verfolgten Personen und Institutionen entdeckt. Zudem wurden im Signaturbereich 00/ zahlreiche Bände aus dem "Offenbach Archival Depot" eingearbeitet, für die bis zur Übergabe keine Eigentümer ermittelt werden konnten.

Die Bereiche werden per Autopsie auf Provenienzmerkmale hin geprüft, insgesamt ca. 79.000 Bände. Zugangsbücher aus dieser Zeit sind teilweise vorhanden, geben jedoch kaum Auskunft über verdächtige Zugänge. Dafür wird jedes einzelne Buch in die Hand genommen und nach vorhandenen Provenienzmerkmalen wie Stempeln, Autogrammen, Widmungen oder Exlibris hin untersucht. Diese Merkmale werden fotografiert und dokumentiert.

Die UB JCS erfasst zudem ihre Rechercheergebnisse im Katalog des Hessischen Bibliotheksverbundes hebis, so dass Angaben zum Vorbesitz im Online-Katalog der UB sichtbar und recherchierbar sind. Auf diesem Weg werden die gewonnenen Erkenntnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gleichzeitig wird eine vertiefte Kooperation zwischen den Provenienzforschung betreibenden Bibliotheken ermöglicht.

Des Weiteren werden NS-Raubgutfunde an die Lost-Art-Datenbank gemeldet, Eintragungen in Looted Cultural Assets (LCA) vorgenommen und die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit durch Vorträge, sowie Veröffentlichungen vorgestellt.

Zudem wurden Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert, welche im Schopenhauer Studio der Universitätsbibliothek vom 20.05. bis 28.08.2022 stattgefunden hat. Die Ausstellung ist seit dem Tag der Provenienzforschung 2023 online begehbar.

(c) Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main