Recherche zur Provenienz im Museum Abtei Liesborn

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Museum Abtei Liesborn
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Ansprechpartner:
Dr. Elisabeth Schwarm

PositionMuseumsleiterin

Tel.+49 (0) 2523 98 24 0

E-MailElisabeth.Schwarm@Kreis-Warendorf.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

In den Jahren 2004, 2007 und 2011 gelangten aus zwei Vermächtnissen und einer Schenkung sieben Gemälde in das Eigentum des 1966 gegründeten Museums Abtei Liesborn, bei denen aufgrund der überlieferten Erwerbungsgeschichte Fragen nach der Provenienz aufkamen. Diese Fragen hatten sich an der Erwähnung der Kunsthandlungen Cassirer und Stern sowie der Kunstsammler Jaques Goudstikker und Leo Tichauer entzündet. Eine erste, auf Basis von Publikationen vorgenommene Prüfung der Unterlagen mündete 2011 in die Veröffentlichung bekannter Details im Museumsführer der Abtei Liesborn.

Bei den Gemälden handelt es sich um fünf Werke niederländischer Maler des 17. und 18. Jahrhunderts, ein italienisches Gemälde des 17. Jahrhunderts und ein Gemälde von Max Liebermann. Das Projekt verfolgte das Ziel, die publizierten Provenienzen für den Zeitraum 1933 bis 1945 zu überprüfen, zu konkretisieren und Provenienzlücken soweit wie möglich zu schließen.

In vier Fällen sind die Ergebnisse recht eindeutig. Sie stehen sämtlich im Zusammenhang mit der Kunsthandlung Max Stern. Die Gemälde von David Vinckeboons (Überfall auf ein Dorf), Gillis Smak Gregoor (Landschaft mit Gehöft und weidendem Vieh), Umkreis des Jan van Goyen (Dünenlandschaft mit Gehöft) und Joost Cornelisz. Droochsloot (Vor dem Wirtshaus) wurden zwischen November 1933 und November 1934 zu Beträgen, die damals im üblichen Preismittel lagen, von der Kunsthandlung Max Stern an den privaten Sammler Werner Habig veräußert und gehören damit auf der Farbskala in den grünen Bereich derjenigen Objekte mit unbedenklicher Provenienz. Hier kann ein NS-verfolgungsbedingter Hintergrund mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

In einem Fall dem Gemälde Reitknecht am Strand nach rechts von Max Liebermann liegen Hinweise auf einen möglichen NS-verfolgungsbedingten Entzug vor (Kategorie gelb). Auch wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass der jüdische Kaufmann Leo Tichauer aus Breslau das Gemälde bei seiner Emigration in die USA mitnehmen konnte, so konnte diese Vermutung bislang nicht belegt werden. Hier wurde Kontakt zu den Erben aufgenommen, der leider kein eindeutiges Ergebnis brachte. Zwei weitere Fälle lassen Fragen offen. Das Gemälde Lot und seine Töchter des italienischen Künstlers Ciro Ferri wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt von der Kunsthandlung Goudstikker offenbar in Kommission für einen nicht identifizierbaren Dritten veräußert (Kategorie gelb). Hier wird ein Eintrag in die Lost-Art-Datenbank empfohlen. Schließlich bestehen nach wie vor Provenienzlücken hinsichtlich des Gemäldes Weite Landschaft mit Kornernte von Josse de Momper d.J. Es ist bislang nicht auszuschließen, dass sich das Gemälde im Besitz verfolgter Familien aus Aussig befand, bevor es über einen Zwischenhändler in den Besitz von Walther Bernt gelangte, der es an den schon erwähnten Sammler Werner Habig veräußerte. Auch hier bleibt zu hoffen, dass die angeschriebenen potentiellen Erbanspruchsberechtigten der Familie Petschek sich melden. Bis dahin wird das Gemälde in die Lost-Art-Datenbank eingestellt (Kategorie gelb).

Die Ergebnisse der Forschungen fließen in zwei Fällen in die Lost Art-Datenbank ein. Parallel dazu versucht das Museum Abtei Liesborn erneut, mit den potentiellen Anspruchsberechtigten ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam mit dem Max Stern Art Restitution Projekt wird die Möglichkeit erwogen, die Ergebnisse der Recherche in einer gemeinsamen Ausstellung vorzustellen.

Relevante handelnde historische Personen und Institutionen (19331945)

Kunstsammler: Werner Habig (19151955), Margot Müller-Habig (19192007), Freiherr Georg von Loë (18681942), Leo Tichauer (18921982), Marie von Amerling (Tochter des Malers Friedrich von Amerling), Ignaz Petschek (18571934) (Aussig), Familie Weinmann (Aussig),

Kunsthändler und -vermittler: Walther Bernt (19001980), Max Stern, Julius Stern, Kunsthandlung Stern (Düsseldorf, Amsterdam), Herr Dr. Prechtl (Anwalt), Galerie van Diemen & Co. (Berlin), Eduard Plietzsch (Direktor der Galerie van Diemen & Co.), Frau Dr. Hiemecke, Sammlung Goudstikker (Amsterdam), Kunsthandlung Eduard Schulte (Düsseldorf, Köln, Berlin), Harms (Berlin) (Versteigerungshaus), Walter Feilchenfeldt (18941953) (Leiter der Kunsthandlung Cassirer), Kunsthandlung Cassirer (Amsterdam, Schweiz)

(c) Museum Abtei Liesborn