Rekonstruktion der Kunstsammlung des jüdischen Berliner Bankiers Hugo Simon (1880-1950)

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Nachfahren von Hugo Simon in Kooperation mit dem Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg – Sammlung Hugo Simon
Bundesland:
Berlin
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Uwe Fleckner

Tel.0049-40-42838-7085

E-Mailuwe.fleckner@uni-hamburg.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
bis
Beschreibung:

Ausgangsfrage

Untersuchungsgegenstand dieses Projektes ist die verfolgungsbedingt aufgelöste Sammlung des jüdischen Berliner Bankiers, Kunstsammlers, Pazifisten, Politikers und Agronomen Hugo Simon (1880 -1950). Aufgebaut zwischen 1910 und 1933 umfasste sie nachweislich mindestens 150 Werke aller Gattungen, so Gemälde, Arbeiten auf Papier, Bildwerke des französischen und deutschen Impressionismus, des Expressionismus, aber auch Werke Alter Meister und des 19. Jahrhunderts. Hinzu kamen u.a. eine umfangreiche Bibliothek, Möbel, Teppiche sowie antikes Glas.

Bis zu Simons Flucht 1933 galt diese Kunstsammlung als eine der bedeutendsten in Berlin. Ihre Existenz umfasst den Zeitraum seit ihrer Entstehung um 1910 bis zu ihrer erzwungenen Auflösung in der Zeit von 1933 bis 1945. Bei seiner Flucht 1933 konnte Simon den Großteil seiner Werke über Amsterdam in die Schweiz und nach Frankreich bringen. Ab 1934 musste er sukzessive Werke verkaufen, um seinen Lebensunterhalt im Exil zu finanzieren. Andere Werke wurden 1942 vom ERR in Paris beschlagnahmt und vermutlich vernichtet. 1945 befanden sich nur noch wenige Werke unter Simons Kontrolle, der sich bereits seit 1941 mit seiner Frau im Exil in Brasilien befand.

Weitere Kunstwerke, die sich 1933 auf seinem Landgut in Seelow (Brandenburg) befanden, wurden von den Finanzbehörden konfisziert und gelten mehrheitlich als verschollen. Lediglich vier Werke davon wurden im Bestand der Berliner Nationalgalerie identifiziert und 2007 restituiert.

Zielsetzung des Projektes

Das Ziel des Projekts ist die Rekonstruktion der Kunstsammlung Hugo Simons und die Suche nach ihrem Verbleib. Das Profil der Sammlung, ihr Umfang und der Verbleib der einzelnen Kunstwerke soll mit den wissenschaftlichen Methoden der Provenienzforschung systematisch und unter kunsthistorischen Aspekten erarbeitet werden. Mittels aller zugänglichen Quellen aus Archiven, Museen, Kunst- und Auktionshandel gilt es den Aufbau und den Umfang der Sammlung systematisch zu erforschen, sämtliche Werke zu identifizieren, ihren Weg nach dem 30.1.1933 zu rekonstruieren und diese zu lokalisieren. Die Verlustumstände, unter denen die Kunstwerke beschlagnahmt, veräußert, vernichtet oder abhandengekommen sind, sollen hierbei recherchiert werden.

Die Einordnung Simons als einflussreicher Netzwerker im kulturpolitischen Leben Berlins, etwa sein engagiertes Wirken für die Moderne Abteilung der Nationalgalerie ab 1919, wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Die Erforschung der Netzwerke und der Zwangssituation im Exil wird ebenso ein besonderer Teil dieser Untersuchung sein.

Geplante Veröffentlichungen der Ergebnisse

Das Forschungsziel ist ein öffentlich zugängliches Sammlungsinventar, das Zeugnis ablegen wird von einer kenntnisreich zusammengetragenen Sammlung und deren erzwungener Auflösung durch die Diktatur des Nationalsozialismus.

(c) Nachfahren von Hugo Simon in Kooperation mit dem Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg Sammlung Hugo Simon