Rekonstruktion und Lokalisierung der privaten Kunstsammlung des Teppichhändlers Felix Ganz (1869-1944), Inhaber der Firma Ludwig Ganz AG aus Mainz

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft JGU Mainz in Kooperation mit Adam Ganz (Nachfahre von Felix Ganz)
Bundesland:
Rheinland-Pfalz
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra

PositionProjektleitung

E-Mailoymarra@uni-mainz.de

Nathalie Neumann M.A.

PositionProjektmitarbeiter

E-Mailnaneuman@uni-mainz.de

Prof. Adam Ganz, Royal Holloway University of London

PositionAssoziierter Wissenschaftler

E-MailAdam.Ganz@rhul.ac.uk

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Ausgangspunkt für das Projekt sind einerseits die Recherchen des Urenkels Adam Ganz (London), der das Projekt maßgeblich unterstützt, andererseits schließt das Projekt an die Ergebnisse aus der Provenienzrecherche (2017-2019) im Landesmuseum Mainz an. Dort fanden sich verschiedene Möbelstücke und Kunstgegenstände aus dem Vorbesitz der Familie Felix Ganz. Wissenschaftliche Voraussetzung für den historischen Kontext sind die Forschung für das Ausstellungprojekt „Ausgeplündert und verwaltet - Geschichten vom legalisierten Raub an Juden in Hessen (2002-2018) organisiert vom Fritz-Bauer Institut und dem Hessischen Rundfunk realisiert u.a. von der Historikerin Dr. Bettina Leder, die großzügig ihre Rechercheunterlagen zur Familie Ganz dem Projekt zur Verfügung stellte.

Ziel des Projektes ist es, die private Kunstsammlung des jüdischen Geschäftsmannes Felix Ganz (1869-1944) zu rekonstruieren.

Im Rahmen des Forschungsprojektes werden vorrangig vier eng miteinander verbundene Bereiche bearbeitet:

Rekonstruktion der Kunstsammlung (Sammlungsgeschichte) im Wirkungskreis einer Mainzer Persönlichkeit

Feststellung, welche Werke verfolgungsbedingt entzogen wurden

Recherchen zum Verbleib der verschwundenen Objekte

Dokumentation (und Publikation) der bis heute nicht aufgefundenen Werke

Felix Ganz übernahm 1890 die väterliche Firma Ludwig Ganz in Mainz, die mit Orient-Teppichen und Textilerzeugnissen für Möbel und Wohndekor handelte, und bis 1933 als Großkonzern für Textilimport und export expandierte. Felix Ganz pflegte ein weites Netzwerk von Produktionsstätten im Nahen Osten, zu Kunden und Zweigstellen in ganz Deutschland, sowie Kooperationen in England. Verfolgt als Jude wird seine Firma arisiert, seine Villa samt Einrichtung beschlagnahmt. Er und seine zweite Frau Erna werden umgesiedelt, deportiert und ermordet.

Während ein Teil der Wohnungseinrichtung nach Auktionen durch das Finanzamt vom Landesmuseum Mainz gekauft wurde, fehlt von der Kunstsammlung jegliche Spur. Allein die Beschreibung der Tochter Annemarie Kaulla im Wiedergutmachungsantrag von 1949 gibt einen ersten Eindruck von Qualität und Umfang der Kunstsammlung bestehend aus zahlreichen Kunstgegenständen aus dem Nahen und Fernen Osten, und dient als Ausgangsquelle für die Rekonstruktion der Kunstsammlung Felix Ganz zum Zeitpunkt der Arisierung seines Geschäftes 1934. Das Projekt wird maßgeblich von dem Urenkel Adam Ganz (London) unterstützt, der Dokumente aus dem umfangreichen Familienarchiv zur Verfügung stellt.

Neben der Rekonstruktion der Sammlung helfen die zahlreichen gesellschaftlichen Engagements von Felix Ganz ihn als eine höchst aktive Persönlichkeit im Stadtleben, regional bestens vernetzte Persönlichkeit mit weltweiten Kontakten darzustellen, und damit einen prägenden Aspekt zur Erinnerungskultur der Stadt Mainz aufzuarbeiten.

(c) Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft