Retrokatalogisierung der Auktionskataloge aus dem Bestand der Bibliothek im LVR-LandesMuseum Bonn

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
LVR-LandesMuseum Bonn
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Ansprechpartner:
Susanne Haendschke M.A.

Tel.+49 (0) 228 20 70 201

E-Mailsusanne.haendschke@lvr.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Retrokatalogisierung, Erschliessung und Vernetzung: Ein Projekt in der Bibliothek des LVR-LandesMuseums Bonn

Die Bibliothek des LVR-Landesmuseums Bonn verfügt mit 6040 Exemplaren über einen umfangreichen Bestand an Auktionskatalogen des In- und Auslands. Diese Auktionskataloge sind wichtige Quellen insbesondere für die Provenienzforschung und zur Erforschung der Geschichte des deutschen Kunstmarktes 1933-1945. Der besondere Wert des Bestandes liegt in den Bänden mit Annotationen, die neben den Schätzungs- oder Verkaufspreisen auch Käufer oder Anmerkungen zum Verkauf verzeichnen.

Auch die Kataloge der Jahre vor 1933 und von 1946 bis zur Gegenwart sind wichtige Quellen für die Provenienzforschung, da auch nach dem Ende des 2. Weltkrieges unrechtmäßig erworbene Kunstgegenstände weiter veräußert wurden. Anhand der Auktionskataloge ist es Provenienzforschern möglich, Sammlungen zu rekonstruieren, den Weg von Kunstwerken zu verfolgen und anhand der Verkaufspreise Rückschlüsse auf die Umstände des Verkaufs zu ziehen.

In der Bibliothek des LVR-LandesMuseums sind Auktionskataloge seit dem Erwerbungsjahr 1992 elektronisch erfasst und im OPAC der Bibliothek nachgewiesen. Die Altbestände dagegen, die zwischen 1870 und 1992 erworben wurden, sind nur auf Karteikarten verzeichnet und dort z.T. nur notdürftig nachgewiesen (Auktionsdatum, evtl. Auktionsnummer), eine inhaltliche Erschließung fand nicht statt.

Diese Auktionskataloge wurden nun im Rahmen des von der Arbeitsstelle für Provenienzforschung geförderten Projektes im Autopsieverfahren katalogisiert, denn nur so konnten in einem Arbeitsgang eine RAK-gerechte Erfassung, die inhaltliche Erschließung und eine Sichtung des Exemplarzustands erfolgen. Die handschriftlichen Anmerkungen, die Schätzpreis- und Ergebnislisten der annotierten Exemplare wurden gescannt, diese Digitalisate werden auf einem LVR-eigenen Server abgelegt und über einen Link mit den Katalogdaten verknüpft. Die Langzeitarchivierung und eine permanente URL werden von InfoKom, der LVR-IT-Betreuung, sichergestellt.

Während der Arbeiten und im Austausch mit Provenienzforscherinnen zeigte sich, dass eine detailliertere inhaltliche Erschließung sehr wünschenswert wäre. Daher wurden auch Kunstsammler bzw. Vorbesitzer erfasst und verschlagwortet, wann immer sie rekonstruierbar waren. Teilweise konnten die Normdatensätze der GND genutzt werden, teilweise mussten neue Datensätze mit Personenstammdaten recherchiert und in der eigenen Datenbank angelegt werden. Dieser stärkere Fokus auf der inhaltlichen Erschließung führte zwar zu einem höheren Arbeitsaufwand und damit verbunden einer Verzögerung in den Bearbeitungen. Es zeigte sich jedoch, dass der Rechercheservice für die Nutzerinnen und Nutzer gleichzeitig erheblich verbessert werden konnte.

Bearbeitet wurden so im gesamten Projektzeitraum 4245 Auktionskataloge, die bisher nur über den Zettelkatalog recherchierbar waren. Sie stehen nun über den im Internet zugänglichen Bibliothekskatalog auch externen Bibliotheksnutzern zur Verfügung (http://bibliotheken.lvr.de/vopac/index.asp?DB=ALL). Die Recherche kann nach Auktionshäusern, Auktionsdaten und einzelnen Stichworten erfolgen. Es ist aber auch möglich, gezielt nach annotierten Exemplaren zu suchen. Insgesamt wurden 1245 annotierte Exemplare erfasst.

Mit dem von der Universitätsbibliothek Heidelberg, dem Getty Research Institute und der Kunstbibliothek Berlin initiierten Projekt „German Sales 1933-1945 besteht bereits ein guter wissenschaftlicher Austausch. In einigen Fällen konnten wir Lücken füllen und Auktionskataloge aus unserem Bestand zum Digitalisieren zur Verfügung stellen. Das Angebot des „German Sales-Projektes ist vorerst auf den Zeitraum von 1933-1945 begrenzt, die Auktionskataloge, die digitalisiert werden, sind in der Regel nicht kommentiert oder annotiert.

Dieses umfangreiche digitale Angebot der Universitätsbibliothek Heidelberg bzw. des Projektes „German Sales 1933-1945 nutzen wir, indem wir diese Digitalisate von Auktionskatalogen in unsere Titelaufnahmen mit einbinden. Die Provenienzforscherinnen und forscher, die unsere Bibliotheksdatenbank nutzen, haben so die Möglichkeit, im Idealfall die digitalisierten Anmerkungen, Annotationen und Preislisten unseres Auktionskatalogexemplares online durchsehen zu können und ergänzend dazu den Link zum kompletten unkommentierten Heidelberger Auktionskatalog vorzufinden. Diese vernetzte Recherche ist damit für die Wissenschaftler besonders effizient. Bisher konnten auf diese Weise 173 Katalogaufnahmen unserer annotierten Auktionsexemplare ergänzt werden. Langfristig ist geplant, alle unsere Katalogdaten von Auktionskatalogen mit den Digitalisaten des „German Sales 1933-1945-Projektes zu koordinieren, d. h. nicht nur bei unseren annotierten Exemplaren auf den komplett digitalisierten Katalog der Heidelberger Datenbank zu verlinken, sondern auch die nicht annotierten Auktionskatalogdaten mit einem Link auf die Digitalisate des „German SalesProjektes zu versehen. Für die Provenienzforscherinnen und forscher ist die Recherche damit konzentrierter und effizienter möglich, und die Auktionskataloge in der Bibliothek des LVR-LandesMuseum sind nun für einen breiteren Forscherkreis nutzbar.

(c) LVR-LandesMuseum Bonn