Strukturierte Untersuchung des Bestandes der Städtischen Sammlung auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke, speziell der Zugangsjahre 1941 bis 1945

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Museum im Kulturspeicher Würzburg
Bundesland:
Bayern
Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die Städtische Sammlung Würzburg, heute beheimatet im Museum im Kulturspeicher, wurde 1941 im Auftrag der NS-Stadtregierung gegründet. Deshalb schien eine gezielte Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kunstgütern in den Beständen geraten.

Von November 2014 bis Oktober 2017 konnten mit dem geförderten Projekt zur Provenienzforschung die Neuzugänge der Jahre 1941 bis 1945 recherchiert werden.

Der langjährige Sammlungsleiter Heiner Dikreiter (1893-1966) erwarb in dieser Zeit 5.178 Werke. Diese kamen zum größten Teil durch Kauf oder Schenkung direkt vom Künstler oder dessen Erben in die Städtische Galerie. Somit besitzen 3.231 Objekte eine unbelastete Herkunftsgeschichte. Dagegen konnten 1.633 Werke nicht zweifelsfrei als unbedenklich gelten; insgesamt wurden 10 Prozent abgeklärt. Der Fokus der Recherche richtete sich auf Gemälde: Deren Zahl belief sich auf 227 und davon stammten 79 aus dem Kunsthandel, weshalb sie unter Generalverdacht standen. Am Ende konnten die Provenienzen von 61 Gemälden vollständig abgeklärt werden, 58 waren als unbedenklich einzustufen und drei müssen als belastet gelten.

Den Ausgangspunkt der Provenienzforschung bildeten die Inventarbücher, welche erst in der Nachkriegszeit von Dikreiters Mitarbeiterin Annemarie Pabst erstellt wurden.

Aufgrund fehlender Erwerbungsunterlagen lassen sich ihre Angaben heute nicht mehr nachvollziehen. Die weitere hauseigene Aktenüberlieferung setzt sich aus vereinzeltem Schriftverkehr in den Künstlerakten sowie verschiedenen Künstlernachlässen zusammen. Auch von Heiner Dikreiter und Annemarie Pabst existieren Nachlässe.

Ersterer ist umfangreich und leider ergab die zeitaufwendige Erschließung und Bearbeitung keinerlei Provenienzhinweise zu den Erwerbungen der Jahre 1941-1945.

Nicht selten stößt man im Inventar auf den allseits bekannten Namen Gurlitt: Dabei handelte es sich um die Galerie Gurlitt in Berlin. Zum Besitzer Wolfgang Gurlitt, der ausgebombt kurzzeitig in Würzburg lebte, pflegte Direktor Dikreiter ein nahezu freundschaftliches Verhältnis. Gurlitt handelte nachweislich mit verfolgungsbedingt entzogenen jüdischen Kulturgütern, weshalb die 18 bei ihm bis 1945 erworbenen Gemälde verstärkt im Blickfeld der Untersuchung standen. Weitere 28 Kunsthändler verzeichnet das Inventar namentlich.

Seit 2015 wurde regelmäßig eine themenbezogene Kurzführung angeboten: Wechselnde Fallbeispiele vermittelten dem interessierten Publikum die komplexen Recherchewege. Vorträge und Workshops wie auch die Beteiligung an Weiterbildungsprogrammen gehörten zur Vermittlungsarbeit; die kontinuierliche Presseresonanz trug gleichfalls zur Transparenz der Provenienzforschung am Museum im Kulturspeicher bei.

(c) Museum im Kulturspeicher Würzburg