Suche nach NS-Raubgut in den Beständen der Stadtbibliothek Bautzen, SG Altbestand/Regionalkunde im Zugangszeitraum 1933-1945

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Stadtbibliothek Bautzen
Bundesland:
Sachsen
Ansprechpartner:
Dr. Robert Langer

Tel. 49 (0) 3591 534 809

E-Mailrobert.langer@bautzen.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die Stadtbibliothek Bautzen untersuchte mit diesem Projekt ihre Bestände auf unrechtmäßig in ihren Besitz gelangte Bücher im Sachgebiet Altbestand/Regionalkunde (ehemals wissenschaftliche Abteilung) während der Zeit des Nationalsozialismus.

Nach intensiven Recherchen in der Projektphase bleibt zu konstatieren, dass für den Untersuchungszeitraum in der Stadtbibliothek Bautzen keine Zugangsbücher auffindbar sind. Ebenso konnte die unübersichtliche, zum Teil unverzeichnete Aktenlage keine Aufklärung bringen. Durch die Zusammenlegung verschiedener Bibliotheken mit separater Aufstellung in den 1920er Jahren und eine komplette Neuverzeichnung respektive Aufstellung mit diversen Sammlungszuwächsen nach dem 2. Weltkrieg beginnen die vorhandenen Rechercheinstrumente der Bibliothek mit dem Jahr 1946. Aus diesem Grund sah man sich ab dem zweiten Projektjahr gezwungen, eine systematische, autoptische Durchsicht des magazinierten Altbestandes vorzunehmen. Beginnend mit Jahrgang 6 im Verzeichnisjahr 1951 (die Jahrgänge 1-5 werden derzeit noch ins digitale Katalogsystem eingearbeitet) wurden über 10.000 Bücher am Magazinregal systematisch kontrolliert, Verdachtsfälle erfasst, Provenienzmerkmale aufgenommen und in einer Datenbank verzeichnet. Zusätzlich wurden die jeweiligen Bücher im vorhandenen Bibliothekssystem (WebOPAC) mit den aufgefundenen Provenienzmerkmalen versehen und, soweit vorhanden, mit ihrem Normdatensatz bei der Deutschen Nationalbibliothek verknüpft (http://www.dnb.de/DE/Standardisierung/GND/gnd_node.html). Zudem wurde damit begonnen, in Kooperation mit der SLUB Dresden die Provenienzmerkmale der Stadtbibliothek Bautzen in die Deutsche Fotothek einzustellen. Parallel wurde nach den Eigentümern der verdächtigen Zugänge gesucht. Es konnten 14 Bücher eindeutig als NS-Raubgut identifiziert werden, zehn weitere stehen unter Verdacht. Die NS-Raubgut-Fälle wurden an die rechtmäßigen Besitzer bzw. ihre Rechtsnachfolger restituiert. In beiden Fällen konnten Überlassungsvereinbarungen getroffen werden, so dass die Bibliothek Besitzerin der Bände bleibt und die Eigentümer entsprechend ausweist. Die Fälle wurden an die LostArt-Datenbank gemeldet und die aufgefundenen Provenienzmerkmale mit den Eigentümerdokumentationen dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste zur Verfügung gestellt.

Innerhalb des dritten Projektjahres konnte die Büchersammlung der jüdischen Unternehmerfamilie Edith und Georg Tietz in den Bautzener Beständen identifiziert werden. Da diese einst über 4.000 Exemplare zählende Bibliothek mit mindestens 500 Büchern über den ganzen Bestand verstreut wurde, entschloss man sich, für die Erforschung, Identifizierung und Restitution ein separates Projekt zu beantragen, das im Mai dieses Jahres startete.

Durch eine umfassende Pressearbeit kam es zu diversen medialen Berichterstattungen in: Web-Blog, überregionalen, regionalen Tages- und Wochenzeitungen sowie Radio und Fernsehen.

Eine Dauerausstellung berichtet in der Stadtbibliothek über das Projekt und präsentiert die NS-Raubgutfälle sowie ungeklärte Provenienzen der interessierten Öffentlichkeit.

(c) Stadtbibliothek Bautzen

Veröffentlichungen:
Langer: Provenienzforschung an der Stadtbibliothek Bautzen, 2016.