Systematische Provenienzforschung am Archäologischen Museum Frankfurt zu Erwerbungen zwischen 1933 und 1945

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Archäologisches Museum Frankfurt am Main
Bundesland:
Hessen
Ansprechpartner:
Dr. Liane Giemsch

Tel.+49 (0) 69 212-30584

E-Mailliane.giemsch@stadt-frankfurt.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das Archäologische Museum Frankfurt (AMF) präsentiert, bewahrt und erforscht die Archäologie und Geschichte der Stadt Frankfurt am Main und ihres Umlandes vom Paläolithikum bis zur frühen Neuzeit. Es bildet das Archiv für die gesamten Frankfurter Bodenfunde. Ferner besitzt es bedeutende Sammlungen zur Klassischen Antike und zur Archäologie des Alten Orients. Ursprünglich die „Archäologische Abteilung des 1878 gegründeten Historischen Museums, wurde es 1937 als Museum für heimische Vor- und Frühgeschichte selbstständig. Nach wechselvoller Geschichte in den vierziger und fünfziger Jahren führt das Museum seit 2002 den Namen Archäologisches Museum Frankfurt.

Erste Recherchen in den Akten und Zugangsbüchern des Archäologischen Museums Frankfurt konnten verschiedene Verdachtsfälle von durch die NS-Zeit belastetem Kulturgut unter seinen Sammlungsbeständen aufzeigen. Aufgrund dieser Verdachtsfälle wurden sämtliche Zugänge archäologischer Objekte in das Museum zwischen 1933 und 1945 systematisch erfasst und auf ihre Provenienz hin untersucht.

Geprüft wurden 241 Zugänge mit etwa 3334 Einzelobjekten. Es zeigte sich, dass der überwiegende Teil (1207 Objekte) aus archäologischen Ausgrabungen stammt, die das Haus selbst im gesetzlichen Auftrag durchgeführt hat. Ein weiterer großer Anteil (699 Objekte) stammt aus Bodeneingriffen und weist somit ebenfalls eine nachvollziehbare Grabungsgeschichte auf. Weitere 45 Fundobjekte wurden von städtischen Institutionen wie dem Wasser-, Stadt- oder Gartenbauamt überwiesen. Diese Objekte stehen in den meisten Fällen auch in einem eindeutigen Fundkontext. Unbelastet sind darüber hinaus 40 Objekte, die durch Schenkungen von Privatpersonen ins Museum gelangten. Dasselbe gilt für die insgesamt 267 Einzelobjekte, die aus anderen Museen an das Archäologische Museum überwiesen wurden. Auch in diesen Fällen konnten die jeweiligen Fundumstände geklärt und NS- Verbrechen ausgeschlossen werden.

Viele der durch Ankäufe in das Museum gelangten Objekte konnten ebenfalls entlastet werden (1078 Objekte). Als bedenklich eingestuft wurden 8 griechische Keramiken, die nach zweifelhaften Ankaufsreisen nach Paris und Athen Eingang in die Sammlung des Museums fanden. Sowohl die in Frankreich als auch die in Griechenland angekauften Keramiken wurden bereits 1947/8 restituiert.

Neben diesen Objekten aus dem Kunsthandel wurden zwei Überweisungen des Kulturamtes (Gipsabguss des Kopfes eines ›Germanen‹ [nicht mehr vorhanden]) und des Stadtgeschichtlichen Museums (6 Bronzegefäße, 4 Keramiken und ein Bronzekettchen) als möglicherweise bedenklich eingestuft. Da sich zu diesen Vorgängen keinerlei Unterlagen erhalten haben, ließ sich in beiden Fällen bisher keine chronologische Eigentümerkette erstellen.

Die Publikation der Projektergebnisse erfolgt in der Schriftenreihe des Archäologischen Museums Frankfurt: Dagmar Stutzinger, Zum Wohle der Stadt? Erwerbungen 1933 bis 1945. Systematische Provenienzforschung am Archäologischen Museum Frankfurt (mit einem Beitrag von Dr. Liane Giemsch M. A. und Dr. Michael Overbeck M. A.), erscheint im Sommer 2018, Verlag Schnell & Steiner. Bereits am 18. Juli wurde die Ausstellung „Zum Wohle der Stadt? Frankfurter Kulturpolitik des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Sammlungen des Archäologischen Museums eröffnet. Die Schau läuft bis 2. September und zeigt Funde, die im Laufe des 20. Jahrhunderts in die Sammlung des Archäologischen Museums Frankfurt kamen, und erklärt die Geschichte Ihrer Herkunft.

(c) Archäologisches Museum Frankfurt