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Workshop „The secret life of symbols and numerals: Deciphering the art trade's annotations and codes“

Ort:
Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Veranstalter:
Helbing Art Research Project – Studie zur Rekonstruktion der Sammlung Hugo Helbing und zum Verbleib der vermissten Werke“ (gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste) in Kooperation mit dem Fachgebiet Digitale Provenienzforschung der TU

Sie fallen auf: Ziffernfolgen, Chiffren, Kürzel und Buchstabencodes auf Rückseiten von Gemälden, Papierarbeiten, Skulpturen oder Bilderrahmen. Doch nicht nur an den Objekten selbst bergen die auf den ersten Blick scheinbar willkürlichen Ziffern- oder Buchstabenfolgen viele Rätsel – auch in historischen Quellen zum Kunsthandel tauchen sie regelmäßig auf. Wann und zu welchem Zweck wurden sie notiert? Folgen Sie bestimmten Mustern? Welche Bedeutung haben sie für die Provenienzforschung? Lassen sich durch ihre Dechiffrierung ursprüngliche Sammlungs- oder Ordnungszusammenhänge wiederherstellen? Können Chiffrierungen in den Quellen und an den Objekten perspektivisch zusammenführt werden?

Seit Beginn des „Helbing Art Research Projects“ im März 2022 erreichen die Projektbeteiligten viele Anfragen aus Forschung und Handel zur Deutung von Nummern, Kürzeln oder Chiffren in annotierten Auktionskatalogen, den sog. Handexemplaren der Firma Helbing (https://www.arthistoricum.net/themen/portale/ ...). Mit der sukzessiven Digitalisierung und Veröffentlichung von historischem Quellenmaterial zum Kunstmarkt wird immer deutlicher, dass Auktionshäuser und Kunsthandlungen mit teilweise sehr komplexen Annotations- und Nummernsystemen arbeiteten, die – zumal retrospektiv – nur sehr schwer zu durchdringen sind.

Grob unterscheiden lassen sich u.a. folgende Verwendungen von Ziffern und / oder Buchstaben:

  • Nummerierung für (buchhalterische) Ordnungssysteme und die betriebsinterne Inventarisierung (Lager- oder Eingangsbücher, Karteisysteme, etc.),
  • betriebsinterne Kennzeichnungen von Fremd- und Kommissionsware sowie Eigenbesitz im Lager,
  • betriebsinterne Nummernvergabe zur Identifikation von Einlieferern/Einlieferinnen, Käufern/Käuferinnen oder Auftraggebern/Auftraggeberinnen,
  • Anonymisierung von Einlieferern/Einlieferinnen oder Auftraggebern/Auftraggeberinnen in (auch publizierten) Einlieferungslisten durch Initialen oder Codes,
  • Abkürzungen zur Kennzeichnung unterschiedlicher Transaktionen und Vorgänge im Rahmen von An- und Verkäufen,
  • Abkürzung / Anonymisierung der an Transaktionen Beteiligten (Mitarbeitende, Transportfirmen, Restauratorn/Restauratorinnen, etc.),
  • Kennzeichnung von Beteiligungen nebst Anteilen (z.B. “á meta”),
  • Chiffrierung von (Schätz-)Preisen, Limiten oder Kosten (z.B. für Restaurierung, Rahmung).

Zwar beruhen die genannten Punkte auf langjähriger Erfahrung innerhalb der Projektgruppe mit verschiedenen Quellen und Nachlässen. Gleichzeitig ist diese Liste bewusst unvollständig gehalten, denn sie soll vor allem dazu anregen, eine Vielfalt von Erkenntnissen zu Codes und Kürzeln in Kunsthandelsquellen zusammenzutragen und zu erörtern. Hierbei sollen insbesondere die verschiedenen Ansätze ihrer „Dechiffrierung“ im Vordergrund stehen – denn obwohl vereinzelte Institutionen bereits Modelle zur Dokumentation von Rückseiten- bzw. Provenienzmerkmalen an Objekten entwickelt haben, fehlen noch immer tragfähige Plattformen für die Dokumentation der überwiegend handschriftlich getätigten Vermerke in Kunsthandelsquellen. Erste methodische Ansätze hierfür bietet zwar das Informationssystem für Einlieferungskürzel bei arthistoricum.net (https://www.arthistoricum.net/themen/portale/ ...) sowie das dort ebenfalls verfügbare, speziell für die Handexemplare Hugo Helbings entwickelte Glossar „Historisches Auktionsvokabular“ (https://www.arthistoricum.net/themen/portale/ ...), doch stellen diese willkommenen Hilfsmittel keine quellen- bzw. institutionenübergreifenden Strukturen zur Erschließung, Sondierung und Analyse der genannten Phänomene zur Verfügung.

Anhand von knappen und präzisen Fallbeispielen aus der Forschungspraxis sollen im Rahmen dieses Arbeitsworkshops folgende Fragen diskutiert werden: Welche Kürzel und Chiffren in Quellen sowie an (ggf. korrespondierenden) Objekten lassen sich bereits heute auflösen, und wie? Wo stoßen bisherige Methoden der Forschung an ihre Grenzen? Wo scheitert die Auflösung und woran? Lassen sich Muster erkennen und Lösungsansätze entwickeln? Welche Tools und Dokumentationsplattformen wären hierfür denkbar? 

Der ergebnisorientierte Workshop möchte im Rahmen dieser Fragestellungen erstmals Erkenntnisse bündeln und dokumentieren. Die Kurzvorträge zu den einzelnen Fallbeispielen sollten nicht länger als 10 Minuten dauern und die Grundlage für ein unmittelbar folgendes Fachgespräch bilden. Ausdrücklich wird deshalb dazu eingeladen, auch Problemkonstellationen, work in progress oder bereits entwickelte best practice Ansätze vorzustellen und gesammelte, wiederholt auftauchende Ziffern- oder Buchstabengruppen, Kürzel oder anderweitige „Codes“ zu präsentieren und gemeinsam zu diskutieren. Außerdem wird dieser interdisziplinäre Workshop bewusst für neue Lösungsansätze geöffnet. 

Konzeption und Organisation:
Meike Hopp (TU Berlin)
Jan Thomas Köhler (Helbing Projekt)
Anja Matsuda (Helbing Projekt)
Johannes Nathan (Helbing Projekt)

Kontakt: research@hugohelbing.org