Vier Personen stehen um eine geöffnete kleine Box, im Hintergrund ein Bücherregal.
Koloniale Kontexte

Erste Rückgabe sterblicher Überreste aus Lübecker Sammlung Kulturen der Welt

Überreste eines indigenen Kleinkindes kehren zurück nach Peru

Die Lübecker Museen haben erstmals sterbliche Überreste aus dem Bestand der Sammlung Kulturen der Welt zurückgegeben. Anfang des Jahres hatte die Lübecker Bürgerschaft derartige Rückgaben mit großer Mehrheit autorisiert. Der peruanische Botschafter Augusto Arzubiaga Scheuch reiste aus Berlin an, um die Überreste persönlich in Empfang zu nehmen und einen würdigen Transport in sein Heimatland zu organisieren. 

Bei dieser ersten Rückgabe handelt es sich um die Überreste eines indigenen Kleinkindes aus einem Grab in der archäologischen Stätte von Ancón. Dort wurden bei dem Bau einer Eisenbahnstrecke Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Gräber geplündert. Über den Berliner Kunsthandel gelangten die Überreste 1899 in den Besitz der Lübecker Museen.

Die Ethnologin Dr. Claudia Kalka und Dr. Lars Frühsorge, Direktor der Lübecker Sammlung Kulturen der Welt, hatten die Aufgabe übernommen, bis Juli 2024 die Herkunft aller sterblichen Überreste in der Sammlung zu klären. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste förderte das Projekt „Hanseaten als Kopfjäger? Sterbliche Überreste in der Lübecker Völkerkundesammlung“ (Juli 2022 - Juni 2024).

Es handelt sich um die Überreste von insgesamt 26 Personen, die unter meist problematischen Bedingungen während des Zeitalters des Deutschen Kolonialismus nach Lübeck verbracht wurden. Ein weiteres Ziel des Projektes war es, eventuelle Nachfahren und Wünsche aus den Herkunftsländern hinsichtlich einer Rückgabe oder eines Verbleibs in Lübeck in Erfahrung zu bringen. Begleitend zu diesen Recherchen wurden die sterblichen Überreste in würdigerer Form als bisher und getrennt von den Objekten der Sammlung in einen neu geschaffenen Depotbereich verlagert. Zeitgemäßen ethischen Standards entsprechend, werden die Gebeine ohne ausdrückliche Zustimmung der Herkunftsgemeinschaften nicht mehr untersucht, ausgestellt oder auf Fotografien veröffentlicht.

Neben der nun erfolgten Rückgabe nach Peru wurde bisher nur von der indigenen Gemeinschaft der Selk’nam in Chile der Wunsch geäußert, die Überreste eines Ahnen aus dem Völkermord in Feuerland zur Bestattung zurückzuerhalten. Eine Delegation aus Feuerland plant voraussichtlich im Oktober zu diesem Zweck Lübeck zu besuchen.

Weitere Informationen unter https://vks.die-luebecker-museen.de/