Erste Nachforschungen ergaben, dass es sich nicht, wie bisher gedacht, um den Verkauf aus dem Nachlass eines Sammlers durch dessen vermeintliche „Witwe“ Wiltrud Dehn handelte, sondern dass die Objekte zu Lebzeiten des Sammlers Georg Dehn veräußert wurden. Dehn wurde im Nationalsozialismus als Jude verfolgt, die Objekte wurden im Namen seiner „arischen“ Frau verkauft, bevor die Familie ein halbes Jahr später nach Ecuador floh.
Es finden sich Belege, dass sich Georg Dehn (1887–1967) und der damalige Leiter der Antikensammlung und Professor für Klassische Archäologie Georg Lippold (1885–1954) aus ihrer gemeinsamen Zeit an der Universität München vor dem Ersten Weltkrieg kannten. Dokumente im Archiv der Antikensammlung belegen, dass Lippold 1939 auch privat Objekte aus der Sammlung Dehn erwarb. Wenig später verkaufte er sie dann der Antikensammlung weiter, die er selbst leitete.
Die bisher ermittelten Umstände lassen darauf schließen, dass Georg Dehn seine Sammlung verkaufte, weil er vor der Verfolgung durch das NS-Regime fliehen musste. Die Hintergründe sind bislang weder vollständig erforscht noch dokumentiert, das Provenienzforschungsprojekt soll diese Lücke schließen.
Ergebnisse des Forschungsprojekts stellt Dr. Georg Gerleigner am 15. Juli 2021 im Rahmen eines Vortrags im Erlanger Archäologischen Kolloquium vor, mehr Informationen finden sich unter: http://www.klassischearchaeologie.phil.fau.de/laufende_projekte/die-privatsammlung-georg-dehn-und-die-antikensammlung-erlangen/