Rund 1,93 Mio. Euro für Provenienzforschung im Bereich „NS-Raubgut“

Deutsches Zentrum Kulturgutverluste bewilligt in der zweiten Antragsrunde 2023 Mittel für 18 Forschungsprojekte.

Rund 1,93 Millionen Euro hat das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in der zweiten Förderrunde 2023 für Provenienzforschung im Bereich „NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut“ bewilligt. Die Stiftung in Magdeburg unterstützt insgesamt 18 Forschungsprojekte in dieser zweiten Antragsrunde finanziell, damit z.B. Museumsbestände auf NS-Raubgut hin untersucht oder verlorene Sammlungen verfolgter jüdischer Bürger:innen rekonstruiert werden können. Über die Vergabe entscheidet jeweils der Vorstand des Zentrums auf Empfehlung seines Förderbeirats.

Informationen über jüdische Kunstsammler:innen in der Zeit des Nationalsozialismus will ein Projekt des Stadtmuseums der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Max Stern Foundation in Kooperation mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein zusammentragen. Dabei sollen die Transaktionen der Düsseldorfer Galerie Stern und speziell ihre Kundenkartei näher untersucht werden, um Erkenntnisse insbesondere über die jüdischen Kund:innen der Galerie und mögliche Zwangsverkäufe zwischen 1933 und 1935 zu gewinnen. Der Kunsthändler Max Stern wurde als Jude verfolgt und floh im Jahr 1937 aus Deutschland. Das Forschungsprojekt baut auf dem ebenfalls vom Zentrum geförderten Stern Cooperation Project auf, das die Geschichte der deutsch-jüdischen Kunsthändlerfamilie Stern und das Schicksal ihres Kunstbestandes erforscht hat.

Insgesamt 17 Thüringer Museen begeben sich in einem Projekt des Museumsverbandes Thüringen e. V. auf die Suche nach NS-Raubgut. So unterschiedliche Häuser wie das Deutsche Bienenmuseum Weimar, das Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg oder das Literaturmuseum „Theodor Storm“ in Heilbad Heiligenstadt werden in ihren Sammlungen Hinweise auf belastete Provenienzen suchen. Mit diesem groß angelegten Erstcheck sollen auch kommunale Museen Provenienzforschung betreiben können, die selbst nicht über entsprechende Mittel verfügen. Das Projekt soll einen Überblick über die Archiv- und Depotsituation in den Museen und Erkenntnisse über die Museums- und Regionalgeschichte liefern sowie Akteure und Netzwerke des Kunst- und Antiquitätenhandels untersuchen.

Bund und Länder haben seit 2008 die Provenienzforschung im Bereich NS-Raubgut mit insgesamt rund 50.8 Millionen Euro gefördert, mit denen bislang 445 Projekte realisiert werden konnten. Das von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden zum 01.01.2015 gegründete Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg ist in Deutschland zentraler Ansprechpartner zu Fragen unrechtmäßig entzogenen Kulturguts. Das Zentrum wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien institutionell gefördert und erhält von dort auch die Mittel für seine Projektförderung.

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert nicht nur Forschungsprojekte, die der Herbeiführung gerechter und fairer Lösungen dienen sollen, es dokumentiert darüber hinaus Kulturgutverluste auch in seiner öffentlich zugänglichen Datenbank „Lost Art“ als Such- und Fundmeldungen. Die Ergebnisse der geförderten Forschungsprojekte stellt das Zentrum in seiner Forschungsdatenbank „Proveana“ unter www.proveana.de dar.

Weitere Informationen zu den Fördermöglichkeiten unter: kulturgutverluste.de


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