Amulettgewänder von den Vute in Kamerun im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim und im Linden-Museum Stuttgart

Förderbereich:
Koloniale Kontexte
Zuwendungs­empfänger:
Roemer- und Pelizaeus Museum Hildesheim
Bundesland:
Niedersachsen
Ansprechpartner:
Dr. Andrea Nicklisch

PositionProjektleitung

E-Maila.nicklisch@rpmuseum.de

Dr. Sabine Lang

PositionWissenschaftliche Mitarbeiterin

E-Mails.lang@rpmuseum.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM) ist ein Mehrspartenmuseum, zu dessen Beständen u. a. eine etwa 14.000 Objekte umfassende ethnologische Sammlung gehört. Das Linden-Museum in Stuttgart ist ein staatliches ethnologisches Museum und beherbergt rund 160.000 Objekte aus sämtlichen Erdteilen. Im Bestand beider Museen befindet sich jeweils eine mit zahlreichen ledernen Amulettkapseln besetzte Tunika von den Wute (Vute) in Kamerun. Solche Gewänder sollten ihre Träger bei kriegerischen Auseinandersetzungen vor feindlichen Geschossen schützen. Beide Amulettgewänder sollen einem Oberhaupt der Vute mit dem Titel „Ngilla gehört haben, von dem sie der Kolonialoffizier Hans Dominik „erbeutet haben soll dasjenige in Stuttgart wird hierbei explizit dem sogenannten „Wute-Adamaua-Feldzug (1898/99) zugeordnet. Das Stück in Hildesheim ist ein Geschenk (1906) des Bremer Kaufmanns Gustav Pelizaeus. Angesichts der Angaben zu den beiden „Kriegshemden kann man mit Gewissheit von einem gewaltsamen kolonialen Erwerbungskontext ausgehen. Es gab jedoch zur Provenienz offene Fragen: Wem gehörten die Kleidungsstücke? Denn der um 1898/99 amtierende Ngilla mit dem Eigennamen Neyon wurde von Dominik nie unterworfen. Keines der Kriegshemden kann Dominik von ihm „erobert haben. Waren die ursprünglichen Besitzer möglicherweise ganz andere Personen? Und wie gelangte Pelizaeus an das außergewöhnliche Stück? Die Recherchen stützen Elias Aguigahs Vermutung, dass das in Stuttgart befindliche „Kriegshemd Gimene gehört haben könnte, dem Feldherrn Neyons. Bezüglich des Gewands in Hildesheim kristallisierte sich neben Neyon und dessen Nachfolger Gane als möglicher Vorbesitzer Gong Nar heraus, der unter dem Titel Ngrté III dem Vute-Herrschaftszentrum Linte vorstand und sich im April 1906 Dominik unterwarf. Zu klären war auch die Bedeutung des Kleidungsstücks für die Vute heute. Hierzu wurden vor Ort in Nguila durch Dr. Richard Tsogang Fossi Vorarbeiten geleistet. Vom heutigen chef und einem von dessen Notabeln erfuhr er, dass die Erinnerung an die gewaltsame Aneignung von Kulturgütern und die kulturelle Bedeutung von Amulettgewändern noch sehr lebendig ist und der Wunsch besteht, dass solche Stücke nach Nguila zurückkehren.

© Roemer- und Pelizaeus Museum Hildesheim