Amulettgewänder von den Vute in Kamerun im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim und im Linden-Museum Stuttgart

Förderbereich:
Koloniale Kontexte
Zuwendungs­empfänger:
Roemer- und Pelizaeus Museum Hildesheim
Bundesland:
Niedersachsen
Ansprechpartner:
Dr. Andrea Nicklisch

PositionProjektleitung

E-Maila.nicklisch@rpmuseum.de

Dr. Sabine Lang

PositionWissenschaftliche Mitarbeiterin

E-Mails.lang@rpmuseum.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Im Bestand des Roemer- und Pelizaeus-Museums befindet sich ein Kleidungsstück von den Wute (Vute) in Kamerun, das mit etwa 170 ledernen Amulettkapseln besetzt ist. Das Museum erhielt es Ende 1906 von dem in Bremen ansässigen Kaufmann Gustav Pelizaeus mit der Erläuterung: „Fetisch-Mantel des Wute-Oberhäuptlings Ngilla (…), der kürzlich von Hauptmann Dominik zur Unterwerfung gebracht ist, wobei ihm vom Genannten dieser Mantel abgenommen wurde. Über welche Verbindungen Pelizaeus an das Gewand gelangte, ist bislang unbekannt.

Es handelt sich bei „Ngilla/Ngila nicht um einen Eigennamen, sondern einen Titel; die Vute-Bezeichnung für diesen Herrschertitel lautet ngraŋ.

Ein vergleichbares Stück befindet sich im Linden-Museum Stuttgart. Auch dieses soll dem Oberhaupt der Vute gehört haben, und Hans Dominik soll es anlässlich des Wute-Adamaua-Feldzuges (1898/1899) von dem damals regierenden Ngilla/ngraŋ erobert haben. Angesichts der Angaben zu den beiden „Kriegshemden kann man mit Gewissheit von einem gewaltsamen kolonialen Erwerbungskontext ausgehen. Offen ist bezüglich der Provenienz aber die Frage, wem die Kleidungsstücke tatsächlich gehörten. Denn der zur Zeit des Wute-Adamaua-Feldzuges (1898/99) amtierende Ngilla mit dem Eigennamen Neyon (Regierungzeit ca. 18911899) wurde von Dominik niemals unterworfen. Er starb auf der Rückkehr von einem Kriegszug kurz vor der Ankunft der deutschen Militärs in Ndumba/„Ngilla-Stadt während des Wute-Adamaua-Feldzuges. Keines der beiden Kriegshemden kann Dominik also von ihm „erobert haben. Gibt es Anhaltspunkte, dass ein Amulettgewand aus dem Nachlass Neyons 1899 zur „Kriegsbeute gehörte?

Möglich ist angesichts von Pelizaeus Angabe „kürzlich auch, dass das in Hildesheim befindliche „Kriegshemd von Neyons Nachfolger (gest. 1905) stammt, denn Ende 1906 lag die Einnahme Ndumbas (Anfang 1899) bereits mehr als sieben Jahre zurück. Eines oder beide Hemden können aber auch ganz anderen Personen gehört haben. So wird etwa Gimene, der „Feldhauptmann des ngraŋ Neyon, von Dominik als Träger eines „prachtvollen Kriegshemdes beschrieben, das man sich mit Amulettkapseln besetzt vorstellen muss. Gimene fiel anlässlich des ersten Angriffs der „Schutztruppe auf Ndumba/Ngilla-Stadt im Januar 1897. Ihn entkleidete Dominik anschließend seines „Kriegshemdes und bot es 1898 dem Königlichen Museum für Völkerkunde in Berlin an. Dieses nahm das Angebot aber nicht an. Gelangte Gimenes Kriegshemd anschließend als angeblich vom „Ngilla stammend nach Stuttgart (1901) oder Hildesheim (1906), und über welche Kanäle geschah dies?

Zu klären ist auch die Bedeutung des Kleidungsstücks für die Vute heute. Vorgesehen ist in diesem Zusammenhang eine Kontaktaufnahme mit Vertreter:innen des heutigen Königshauses der Vute.

© Roemer- und Pelizaeus Museum Hildesheim