Die Sammlungen Ernst Ohlmer und Max von Brandt. Sammlungspraktiken im China der späten Qing-Zeit (1875-1914)

Förderbereich:
Koloniale Kontexte
Zuwendungs­empfänger:
Roemer- und Pelizaeus Museum Hildesheim
Bundesland:
Niedersachsen
Ansprechpartner:
Dr. Andrea Nicklisch

PositionProjektleitung

E-Maila.nicklisch@rpmuseum.de

Sabine Hesemann M. A.

Positionwissenschaftliche Mitarbeiterin

E-Mailchinart-kultur@email.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM) ist ein Mehrspartenmuseum, dessen Bestände u. a. eine etwa 12.000 Objekte umfassende ethnologische Sammlung umfassen. Zu dieser zählt eine mehr als 350 Stücke umfassende Sammlung chinesischer Porzellane. Einen großen Teil davon verdankt das Museum Ernst Ohlmer (1847–1927). Er war von 1868 bis 1914 Mitarbeiter der chinesischen Seezollbehörde (Chinese Maritime Customs Service).

Die Sammlung Ohlmer ist eine der bedeutendsten ihrer Art in Europa, denn die Porzellane kommen überwiegend aus der Produktion der kaiserlichen Werkstätten. Einen Teil dieser Porzellane, nämlich die 140 blau-weißen, übernahm Ohlmer nach eigenem Bekunden von Max von Brandt (1835–1920), der von 1875 bis 1893 kaiserlich deutscher Gesandter in China und als solcher in Peking ansässig war. Ohlmer zufolge trugen er und von Brandt ihre Sammlungen zwischen 1872 und 1880 in Peking zusammen. Diese insgesamt 291 Porzellane, die sich 1898 im Bestand des Roemer-Museums befanden, waren Gegenstand des Projektes.

Aufgrund der Destabilisierung des chinesischen Kaiserreiches (Opiumkriege 1839–1842 sowie 1856–1860, Plünderung des Sommerpalastes 1860 und Verkauf von Objekten durch Soldaten, Taiping-Rebellion 1850 bis ca. 1864) herrschten gute Bedingungen für europäische/deutsche Sammler. Untersucht wurde, ob diese Umstände Ohlmers und von Brandts Sammeltätigkeiten begünstigten, und ob sich überhaupt Anhaltspunkte zu den Erwerbungsumständen ihrer Sammlungen finden lassen.

Das Projekt ergab keine zweifelsfreien Hinweise darauf, dass Ohlmer und von Brandt von der Plünderung des Sommerpalastes profitierten. Eine europaweite Suche in Museums-Bestandsdatenbanken zeigte, dass überall annähernd identische Stücke vorhanden sind. Die Sammlung Ohlmer enthält daher trotz der hohen Qualität keine Unikate. Vergleichbare Stücke kommen bis heute in den Handel und zu Auktionen, z. B. aus Nachlässen. Der Markt für die Sammler bot und bietet offenbar eine größere Anzahl identischer Gegenstände. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass in den kaiserlichen Werkstätten Porzellane in teils sehr hoher Stückzahl produziert wurden.

© Roemer- und Pelizaeus Museum Hildesheim