Das Zentralantiquariat der DDR: Verkaufswege. Empfänger. Provenienzen

Förderbereich:
SBZ / DDR
Zuwendungs­empfänger:
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Bundesland:
Berlin
Ansprechpartner:
Michaela Scheibe

PositionStellvertretende Abteilungsleiterin

Tel.+49 30 266 436 551

E-Mailmichaela.scheibe@sbb.spk-berlin.de

Dr. Regine Dehnel

PositionWissenschaftliche Mitarbeiterin

Tel.+49 30 266 436 659

E-Mailpetra-regine.dehnel@sbb.spk-berlin.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das 1959 gegründete Zentralantiquariat der DDR (ZA) spielte bei der Fragmentierung und Verteilung historisch gewachsener öffentlicher und privater Buchsammlungen eine zentrale Rolle. Das ZA hatte als Handelsunternehmen Devisen für die DDR zu erwirtschaften. Zu diesem Zweck verkaufte es Buchbestände in das nach DDR-Sprachgebrauch Nichtsozialistische Wirtschaftssystem (NSW), insbesondere in die Bundesrepublik, nach Schweden, in die Niederlande und in die Schweiz. Die Verkäufe des ZA erfolgten über die Deutsche Buch-Export und -Import GmbH (ab 1971/1972 Außenhandelsbetrieb Buchexport) meist an als Zwischenhändler fungierende Antiquariate im sog. NSW, so dass relevante Erwerbungen in Bibliotheken nur schwer nachvollziehbar sind.

Die Buchmengen, die das ZA anbot, waren immens. Allein von der für die wissenschaftlichen Bibliotheken der DDR zuständigen Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA) übernahm das ZA im Lauf der Jahrzehnte mehr als drei Millionen Bände. Weitere Bestände gingen dem ZA auf anderen Wegen zu. Unter den Angeboten des ZA befanden sich Drucke kritischer Herkunft, darunter NS-Raubgut und Bücher von „Republikflüchtigen.

Wesentliche Quelle zum ZA sind die über 170 Verkaufskataloge und ca. 2.000 Angebotslisten, die im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) nahezu vollständig überliefert sind. Als Kooperationspartnerin stellt die DNB diesen Bestand für die Digitalisierung und Volltexterkennung im Rahmen des Projektes zur Verfügung. Damit stehen durchsuchbare Informationen zu mehr als 1,5 Millionen Büchern und Zeitschriften, die das ZA zwischen 1959 und 1989 ihren Handelspartnern über diesen Weg zum Erwerb anbot, dauerhaft für die Forschung zur Verfügung.

Wissenschaftliches Ziel des Projekts ist es, die Verkaufspraxis und die Handelswege des Zentralantiquariats der DDR (ZA) zu rekonstruieren, vom ZA verkaufte Exemplare und potentielle Empfängerbibliotheken zu identifizieren, die festgestellten (möglicherweise ZA-typischen) Provenienzen im Hinblick auf bekannte Wege und Wellen der Bibliomigration zu kontextualisieren und die erzielten Ergebnisse nachhaltig für die Wissenschaft und Öffentlichkeit zu dokumentieren.

© Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz