Ein ikegobo in Oldenburg
Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg wurde 1836 von Großherzog Paul Friedrich August von Oldenburg (1783-1853) gegründet. Anlass war eine regionale Insekten- und Vogelsammlung, die der Großherzog 1835 ankaufen ließ. Heute umfasst die Sammlung vor allem Objekte der Archäologie, Naturkunde und Ethnologie.
Primär durch die Bemühungen der jeweiligen Direktion, das Engagement von Personen aus Oldenburg und „umzu“ und durch die Verbindungen der großherzoglichen Familie kamen vielfältige Konvolute aus den Bereichen Naturkunde, Archäologie und Ethnologie aus unterschiedlichsten Herkunftskontexten in die Bestände. Darunter finden sich zahlreiche koloniale Kontexte, die von Russisch-Amerika über Deutsch-Ostafrika bis nach Samoa reichen und ihre Spuren in allen Sparten des Museums hinterlassen haben.
Erst 1962 erhielt das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg ein Objekt aus dem Königreich Benin. Dabei handelte es sich unüblicherweise nicht um eine Schenkung oder einen Nachlass, sondern um einen gezielten Ankauf aus dem Kunsthandel (von dem Händler Arthur Speyer III). Wiederum erst 2019 geriet das Objekt im Rahmen eines Forschungsprojekts erneut in den Fokus.
Erste Hinweise aus den Angaben im Inventarbuch und erste Recherchen legten den Verdacht nahe, dass es sich um einen Ikegobo – einen hölzernen Altar aus dem Königreich Benin – handelt, der aus der Zeit der britischen Strafexpedition im Jahr 1897 stammen könnte.
Das Forschungsvorhaben soll dieses Verdachtsmoment überprüfen und vor allem die britische Strafexpedition als Erwerbungskontext bestätigen (oder aber ausschließen). Außerdem gilt es auch, die weitere Provenienzkette zu ermitteln und damit die Stationen, die das Objekt durchlief, bevor es über den Händler Arthur Speyer III ins Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg kam.
Im Sinne einer transparenten Sammlungs- und Forschungspraxis zu Beständen aus kolonialen Kontexten soll das Objekt und Erkenntnisse zu seiner Provenienz zudem dringend der internationalen (Forschungs-)Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, v.a. in Hinblick auf Interessensgruppen und Institutionen aus der Herkunftsgesellschaft.
© Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg