Ermittlung der Provenienz von zwei Werken aus der Sammlung von Lemmers-Danforth, Stifterscheiben „Kanonikus“ und „Ritter“ (Kat. GE 10 a, b), ehemals Kunstsammlung Ottmar Strauss

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Städtische Museen Wetzlar
Bundesland:
Hessen
Ansprechpartner:
Dr. Anja Eichler

PositionMuseumsleitung

Tel.+49 (0) 6441 99 41 30

E-Mailanja.eichler@wetzlar.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Gegenstand der im Rahmen einer kurzfristigen Maßnahme geförderten Untersuchung waren die beiden Stifterscheiben, Glasgemälde aus der Sammlung Lemmers-Danforth, die auf einer Auktion des Auktionshauses Hugo Helbing vom 21. bis 24. Mai 1935 versteigert wurden. Die Glasgemälde mit den Motiven „Kniender Kanonikus und „Ritter bestehen aus weißem und polychromem Hüttenglas mit abgestufter Schwarz- und Braunlotmalerei. Die Angabe zur Provenienz im Katalog von W. Koeppe (Die Lemmers-Danforth-Sammlung Wetzlar, Europäische Wohnkultur aus Renaissance und Barock, Heidelberg 1992, S. 302) verwies lediglich darauf, dass die Stücke vor 1963 auf einer unbekannten Auktion erworben wurden. Die Provenienz zwischen 1935 und 1963 sollte in Hinblick auf einen Erwerb der beiden Stücke auf der Auktion von 1935 durch die Sammlerin Irmgard von Lemmers-Danforth geprüft werden, um den weiteren Verbleib oder die Restitution der Stücke aus Anlass der am 4.10.2016 gestellten Rückforderung der Erben Strauss über die Anwaltskanzlei Trott zu Solz Lammek an die Stadt Wetzlar zu klären. Im Rahmen eines zweimonatigen Werkvertrags wurde die Kunsthistorikern Dr. Katja Terlau beauftragt, die seit Februar 2017 Untersuchungen zum Verbleib der beiden Stifterscheiben seit 1935 durchführte.

Sie kam bezüglich der Provenienz zu folgenden Ergebnissen: Die beiden Stifterscheiben befanden sich ursprünglich in der Sammlung Eduard Ritter von Grützner, München, wurden jedoch 1930 in der Auktion bei Hugo Helbing, München angeboten und ab dem 24. Juni beide zusammen für 2000,- RM versteigert.

Sie gelangten dann in die Kunstsammlung des Kölner Industriellen und Geheimrat Ottmar Strauss (1878-1941). Bevor Strauss 1936 offiziell in die Schweiz emigrierte, wurden zwischen 1934 bis 1935 große Teil der Sammlung in drei Auktionen bei Hugo Helbing in Frankfurt am Main versteigert. Im 45. Katalog der dritten Auktion, die vom 21. bis 24. Mai 1935 stattfand, sind die beiden Glasgemälde jeweils als „Stifterscheibe mit Beschreibung, Maßen und Provenienzangaben unter der Nummer 279 und 280 aufgeführt und auf Tafel 44 abgebildet. Laut einem Preisbericht der Auktion in der Zeitschrift „Die Weltkunst, wurden beide Werke bei dieser Versteigerung verkauft: Nr. 279 erzielte 720,- RM und Nr. 280 für 700,- RM, also zusammen 1420,- RM.

Ein Katalogexemplar der genannten Auktion in heutigem Privatbesitz wurde damals mit handschriftlichen Angaben mit Bleistift versehen und enthält weitere Informationen zu Preisen und Käufern. So steht unter der Nummer vor beiden Werke jeweils die Angabe „1.000,-„ rot unterstrichen, unter dem jeweiligen Eintrag erneut „1.000,-„ und hinter einer zusammenfassenden Klammer „vorh. 2.000. Diese Angaben beziehen sich auf die Auktion von 1930, in der beide Stifterscheiben zusammen für 2.000 RM verkauft wurden. Sicherlich lagen diese Preise als Schätzpreise für diese erneute Auktion zugrunde. Dem Eintrag Nr. 279 folgt der handschriftliche Eintrag „720 Lemmers und hinter Nr. 280 steht „700 Lemmers, womit auch die aktuell erzielten Preise und der Käufer zu den Werken vermerkt wurden.

Demnach lagen die Verkaufspreise von 1935 eindeutig unter denen von 1930. Bei dem Käufer „Lemmers handelt es sich um die Kinderärztin Dr. Irmgard Freiin von Lemmers-Danforth (1892-1984), Wetzlar, die auch bereits auf einer vorherigen Helbing-Auktion Kunstwerke von Ottmar Strauss für ihre eigene Sammlung ersteigert hatte. Auf einer alten Aufnahme ihrer Wohnräume von 1955/1960 sind die beiden Glasgemälde an der rechten Wand unterhalb eines Fensters zu erkennen.

Die Recherchen von Frau Dr. Terlau führten folglich zu dem Ergebnis, dass die Lücke in der Provenienz in den fraglichen Jahren zwischen 1935 bis 1983 geschlossen werden konnte, da sich der Nachweis erbringen ließ, dass die Sammlerin die Stifterscheiben auf der fraglichen Auktion von der Sammlerin ersteigert wurden und die Glasgemälde seitdem Bestandteil ihrer Sammlung waren.