Ermittlung der Provenienz von zwei Werken aus der Sammlung von Lemmers-Danforth, Tischuhr in Form eines Elefanten, Spieltisch der Diane de Portiers

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Städtische Museen Wetzlar
Bundesland:
Hessen
Ansprechpartner:
Dr. Anja Eichler

PositionMuseumsleitung

Tel.+49 (0) 6441 99 41 30

E-Mailanja.eichler@wetzlar.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Aufgrund eines aktuellen Recherchebedarfs haben die Städtischen Museen Wetzlar die Provenienzen von zwei Kunstwerken aus der seit 1963 im Besitz der Stadt Wetzlar befindlichen Sammlung der Wetzlarer Kinderärztin und passionierten Kunstsammlerin Irmgard Freiin von Lemmers-Danforth (1892-1984) überprüfen lassen. Das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderte Kurzprojekt hatte eine Laufzeit von November 2015 bis Februar 2016. Bei den Objekten handelt es sich um eine Figurenuhr in Form eines Elefanten (um 1600-1610) und den sog. Spieltisch der Diane de Poitiers (datiert 1556).

Der Spieltisch soll 1949 von Lemmers-Danforth im Kölner Kunsthandel für ihre damals noch private Sammlung erworben worden sein, die Figurenuhr ebenfalls von ihr in den späten 40er-Jahren im Frankfurter Kunsthandel. Schriftliche Unterlagen über die Ankäufe sind weder in den Städtischen Museen Wetzlar noch im Historischen Archiv der Stadt Wetzlar überliefert. Im Hinblick auf die Provenienzen der beiden Kunstwerke ist lediglich eindeutig belegt, dass der Spieltisch vom Auftraggeber Nr. 739 „Frhr. v. G. R. auf der Versteigerung vom 14. Dezember 1937 des Frankfurter Kunsthauses Heinrich Hahn angeboten und für 750 RM verkauft wurde. Hinter dem Händler-Kürzel „Frhr. v. G. R. verbirgt sich sehr wahrscheinlich entweder Maximilian Freiherr von Goldschmidt-Rothschild oder sein ältester Sohn Albert Freiherr von Goldschmidt-Rothschild. Hier besteht aber noch Klärungsbedarf. Die Figurenuhr war 1938 Bestandteil der Kunstsammlung Maximilian Freiherr von Goldschmidt-Rothschilds, die er am 11. November 1938 vor dem Hintergrund der Novemberpogrome an die Stadt Frankfurt a. M. verkaufte. Auf diesem Weg gelangte die Uhr in das städtische Frankfurter Museum für Kunsthandwerk. Das Museum wiederum tauschte die Figurenuhr 1943 bei der Frankfurter Kunsthandlung Carl Müller-Ruzika gegen eine Louis XV. Bronze-Wanduhr.

In der Literatur gibt es sowohl für den Spieltisch als auch für die Figurenuhr bisher allerdings durch Quellen nicht belegte Hinweise dafür, dass die Objekte bis 1926 im Besitz der Familie Rothschild, namentlich von Mathilde Baronin von Rothschild, der Schwiegermutter von Maximilian Freiherr von Goldschmidt-Rothschild und Großmutter von Albert Freiherr von Goldschmidt-Rothschild, gewesen sein und danach in die Sammlung eines Frankfurter Kunsthändlers gelangt sein sollen. Da beide Objekte aber bis 1926 und dann wieder 1937 bzw. 1938 im Besitz der Familie Rothschild/Goldschmidt-Rothschild gewesen sein sollen bzw. waren, kommt Zweifel an dieser Aussage auf. Zumindest besteht aber auch hier noch Recherchebedarf, und zwar nicht zuletzt im Hinblick auf möglicherweise bedenkliche oder belastete Vorprovenienzen (bis 30.01.1933) im Sinne des Prioritätsprinzips.

Für beide Objekte hat es eine Bitte um Restitution bzw. Klärung der Provenienzen gegeben.

(c) Städtische Museen Wetzlar