Kunsthalle Bremen – Projekt zur systematischen Überprüfung nach NS-verfolgungsbedingt entzogenen Gemälden

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Kunsthalle Bremen
Bundesland:
Bremen
Ansprechpartner:
Dr. Dorothee Hansen

PositionStellvertretende Direktorin

Tel.+49 (0) 421 329 082 60

E-Mailhansen@kunsthalle-bremen.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
bis
Beschreibung:

Das Forschungsprojekt überprüft den Gemäldebestand der Kunsthalle Bremen, um die dringende Frage zu klären, ob sich darunter Werke befinden, die während des Nationalsozialismus ihren Eigentümern verfolgungsbedingt entzogen wurden.

Als vorrangiges Ergebnis wird ein strukturierter und statistisch fundierter Überblick in Form von Fallgruppen zum Provenienzstatus erarbeitet. Insbesondere geht es darum, diejenigen Kunstwerke mit einer bedenklichen Herkunft zu definieren und in einem daran anschließenden weiteren Arbeitsschritt detaillierte Einzelfallanalysen zu erarbeiten und gegebenenfalls die Restitution des Kunstwerks einzuleiten.

Seit März 2013 ist der komplette Gemäldebestand der Kunsthalle Bremen erstmals online zugänglich: Online Katalog der Kunsthalle Bremen. URL: http://www.kunsthalle-bremen.de/sammlung/online-katalog/ .

Damit veröffentlicht die Kunsthalle auch sämtliche Gemälde, die sie während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit erworben hat und entspricht so einer der grundlegenden Forderungen der Berliner Erklärung (1999). Diese Datenbank wird als eine der ersten Online-Kunstsammlungen die aktuellen Forschungsergebnisse über vorausgegangene Eigentumsverhältnisse der Werke zur Verfügung stellen.

Der zu untersuchende Gemäldebestand von 614 Werken teilt sich wie folgt auf:

Erwerbungen von 1933 1944 (NS-Zeit) 114 Gemälde

Erwerbungen von 1945 1972 (Nachkriegszeit) 315 Gemälde

Erwerbungen von 1973 2012 (Gegenwart) 185 Gemälde

Etwa ein Drittel der Erwerbungen stammen aus dem Kunsthandel. Dabei handelt es sich erfahrungsgemäß um eine Erwerbungsgruppe, die besonders kritischer Überprüfung bedarf. Die meisten Gemälde stammen jedoch aus Privatbesitz, häufig von Mitgliedern des Kunstvereins, der Träger der Kunsthalle ist. Teilweise handelt es sich dabei um alten Familienbesitz, der bereits seit Jahrzehnten in der Kunsthalle als Leihgabe für Ausstellungen oder über Publikationen anzutreffen ist. Ebenso häufig lassen sich jedoch auch Hinweise dafür finden, dass die Kunstwerke aus Privatbesitz erst nach 1933 im Kunsthandel erworben wurden. Besonders brisant erscheinen in diesem Zusammenhang die Erwerbungen einiger Bremer Privatsammler in besetzten Ländern wie Frankreich und den Niederlanden von 1940-44.

Das geplante Forschungsvorhaben steht im direkten inhaltlichen Zusammenhang mit dem AfP-Projekt "Arnold Blome, Heinrich Glosemeyer und Hugo Oelze drei Bremer Kaufleute und ihre Rolle im Kunsthandel von 1933 bis 1972. Provenienzforschung an der Kunsthalle Bremen", das im Dezember 2013 erfolgreich abgeschlossen wurde. Dessen Forschungsergebnisse bieten eine ideale Grundlage und bestmögliche Voraussetzung zur Einschätzung des Erwerbungsprofils der übrigen seit 1933 erworbenen Gemälde der Kunsthalle Bremen.

(c) Kunsthalle Bremen