Private Kunstsammlungen im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit. Kontexte der kriegsbedingten Kulturgutverlagerung unter besonderer Berücksichtigung der Abtransporte in die Sowjetunion

Förderbereich:
Kriegsverluste
Zuwendungs­empfänger:
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Bundesland:
Brandenburg
Ansprechpartner:
Dr. Ulrike Schmiegelt-Rietig

PositionProjektleitung

Tel.+49 (0) 331 96 94 874

E-Mailu.schmiegelt(at)spsg.de

Dr. Ralph Jaeckel, Dr. Anne Kuhlmann-Smirnov

PositionProjektmitarbeitende

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im November 2023 begonnene Kooperationsprojekt richtet den Fokus auf Kulturgutverluste aus privatem Besitz am Ausgang des Zweiten Weltkriegs, wobei das Hauptaugenmerk auf Gemälden liegt.

Im Zusammenhang mit der Untersuchung von kriegsbedingten Verlagerungen aus öffentlichen Sammlungen in die UdSSR („Beutekunst) im Rahmen des Deutsch-Russischen Museumsdialogs (DRMD) wurden auch Objekte aus privater Hand identifiziert. Dies gibt Anlass zu einer vertieften Studie über diesen speziellen Bereich der deutschen Sammlungsgeschichte, der bisher wenig wahrgenommen wurde. Besonderes Augenmerk liegt daher auf privaten Verlusten im Zusammenhang mit dem Abtransport von etwa 2,6 Millionen Kulturgütern aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) sowie aus den heute zu Polen gehörigen Teilen des damaligen östlichen Deutschlands. Ziel ist es, die Schicksale, Geschehnisse und die individuellen Objektgeschichten von Kulturgütern aus Privatbesitz mit ihren historischen Kontexten und gravierenden rechts- und kulturpolitischen Zäsuren möglichst in ihrer ganzen Bandbreite zu erfassen. Spezifiziert werden soll dies anhand von vier ausgewählten Sammlungen der heutigen Museumslandschaft:

- Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG, bis 1945 preußische „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten),

- Staatliche Museen zu Berlin (SMB),

- Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD),

- Anhaltische Gemäldegalerie Dessau und Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (bis 1945 Gartendirektion Wörlitz; Joachim-Ernst-Stiftung).

In großem Umfang werden Primärquellen, insbesondere Archivmaterial und weitere sammlungsbezogene Dokumente verschiedener Herkunft, unter folgenden Fragestellungen erschlossen:

- Wie wurden private Sammlungen im Verlauf des Krieges in die Schutzmaßnahmen der Museen und der Denkmalschutzbehörden eingebunden?

- Was geschah mit ihnen nach dem Krieg?

- Lassen sich besonders markante Sammlungen herausfiltern, die für nähere Untersuchungen in Frage kommen?

Zu den zentralen Quellen zu kriegsbedingten Verlagerungen gehört die im Deutschen Kunstarchiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg verwahrte Überlieferung der Dokumentation über die Abtransporte von Kulturgut im Auftrag des Allunionskomitees für Kunstangelegenheiten beim Volkskommissariat (später: Ministerrat) der UdSSR, der sog. Bestand Akinscha/Koslow. In Auswertung dieser Quelle entstand zwischen 2008 und 2012 eine objektbasierte Datenbank des DRMD mit circa 100.000 Einträgen. Unter ihnen waren Werke aus prominenten Privatsammlungen wie Scharf-Gerstenberg, Bernhard Koehler, Friedrich Carl Siemens und Otto Krebs sowie heute weniger bekannte wie die des Dresdener Industriellen Sigmund Waldes, aber auch zwölf kaum bekannte private Dessauer Kollektionen. Darüber hinaus finden sich Hinweise auf Kunstgut, das für das einst geplante „Führermuseum Linz bestimmt war, auf den Kunstbestand der Reichskanzlei sowie die „Sammlung Hitler.

In der DRMD-Datenbank sind außerdem vielfach bereits spätere Rückführungen von Objekten erfasst; allerdings wurden in den 1950er Jahren und danach Kunstwerke aus privater Hand vom sowjetischen Kulturministerium in der Regel nicht restituiert. Unter den Restitutionen mögen sich dennoch von sowjetischer wie deutscher Seite unerkannt Werke aus Privatsammlungen befunden haben, die noch heute als Fremdbesitz in Museen und weiteren öffentlichen Einrichtungen verwahrt werden. Allgemeines Ziel des Projektes ist eine schlüssige Rekonstruktion der Chronologie und Umstände von Auslagerung, Verlust und ggf. Rückführung von Kulturgut aus Privatsammlungen im Kontext der Verlagerungen musealer Sammlungen infolge des Zweiten Weltkriegs.

(c) Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.