Provenienzforschung in der Gemäldesammlung (Ankäufe der West-Berliner 'Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten' zwischen 1950-1995)

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Bundesland:
Brandenburg
Ansprechpartner:
Dr. Ulrike Schmiegelt-Rietig

PositionProvenienzforschung

Tel.+49 (0) 331 96 94 874

E-Mailu.schmiegelt(at)spsg.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Bereits seit 2004 untersucht die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ihre Sammlungsbestände auf unrechtmäßigen Besitz. Dabei können verschiedene Erwerbungshintergründe die Provenienz eines Objekts verdächtig werden lassen. Hierbei kann es sich um Kulturgüter handeln, die

1933-45 infolge der NS-Herrschaft ihren rechtmäßigen Eigentümern verfolgungsbedingt entzogen wurden (NS-Raub- und Fluchtgut)

1945/46 im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) durch die so genannten "Schlossbergungen" enteignet und der Potsdamer Schlösserverwaltung überwiesen wurden

nach dem 2. Weltkrieg von der Roten Armee aus Museen in der SBZ in die damalige Sowjetunion verbracht, im Zuge der großen Rückgabeaktion 1955-58 zwar wieder an die ehem. Regierung der DDR zurückgegeben, aber in dessen Folge irrtümlich an die falschen Museen, unter anderem die Potsdamer Schlösserverwaltung, verteilt wurden

1949-89 in der DDR ihren Eigentümern entzogen wurden (DDR-Unrecht).

Dank langjähriger, intensiver Forschungsarbeiten konnte die Herkunftsgeschichte vieler Gemälde, Skulpturen, Möbel und Metallobjekte geklärt und bereits mehr als 150 Objekte an deren rechtmäßige Besitzer zurückgegeben werden.

Zuletzt wurden in einem von der Stiftung Kulturgutverluste gefördertem Forschungsprojekt die Gemäldeankäufe der West-Berliner Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten fortgesetzt. Dabei handelte es sich um 348 Kunstwerke deutscher und niederländischer Schulen, die seit den 1950er Jahren in den heutigen Sammlungsbestand der SPSG gelangten. Durch intensive Archiv- und Literaturrecherchen sowie die Untersuchung von Stempeln, Etiketten und Aufschriften auf den Gemälderückseiten sollten Hinweise auf die Provenienz ermittelt und somit die Besitzverhältnisse des Gemäldes rekonstruiert werden. Dabei orientierten sich die Provenienzforscherinnen Nina Kubowitsch, Hannah Krause und Pauline Hanson an folgenden methodischen Arbeitsschritten.

Feststellung von Verdachtsmomenten

Tiefenrecherchen zu ermittelten Verdachtsmomenten

Dokumentation und Einschätzung der ermittelten Provenienz

Nach dem Ende der Projektlaufzeit können die Forschungsergebnisse in Zahlen kommuniziert werden:

Der Untersuchungsbestand umfasste insgesamt 348 Gemälde. Zur Einschätzung der Gemäldeprovenienz wurden zu Beginn der Forschung alle Gemälde der Kategorie GELB zugeordnet. 209 Kunstwerke konnten im Untersuchungszeitraum abschließend untersucht werden. Für alle weiteren wurde die Untersuchung zwar begonnen, konnte aber aus quellentechnischen oder zeitlichen Gründen nicht abgeschlossen werden.

Die Provenienz von 33 Gemälden gilt nach Abschluss des Forschungsprojektes als unbedenklich. Sie konnte für den forschungsrelevanten Zeitraum von 1933 bis 1945 lückenlos rekonstruiert werden und schließt einen verfolgungsbedingten Hintergrund aus. Wie in dem Forschungsbereich zu erwarten, konnte die Objektgeschichte für die meisten Kunstwerke, insgesamt 86%, nicht abschließend geklärt werden. Da sich bei diesen Kunstwerken auch keine Verdachtsmomente in der Recherche ergeben haben, ist deren Provenienz der Kategorie GELB zuzuordnen. Bei 13 untersuchten Gemälden liegt ein Verdachtsmoment vor, wobei ein NS-verfolgungsbedingter Hintergrund jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht eindeutig belegt ist und in die Kategorie ORANGE eingestuft wurden. Die Provenienz zweier Gemälde, gilt als eindeutig belastet und wurden der Kategorie ROT zugeordnet.

Nach Abschluss des Projekts wurde bekannt gegeben, dass die SPSG die Verstetigung der Provenienzforschung durch die Einrichtung einer festen Stelle ab 2019 vorsieht.

(c) Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Abteilung Schlösser und Sammlungen