Provenienzforschung an der Museumslandschaft Hessen Kassel zu den Gemäldeerwerbungen zwischen 1933 und 1945

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Museumslandschaft Hessen Kassel
Bundesland:
Hessen
Ansprechpartner:
Dr. Justus Lange

PositionGemäldegalerie Alte Meister

Tel.+49 (0) 561 316 80 112

E-Mail j.lange@museum-kassel.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Zwischen 1933 und 1945 wurden für die damaligen Staatlichen Kunstsammlungen Kassel 294 Gemälde erworben, deren Ankauf aus dem Erwerbungsinventar hervorgeht. Davon befinden sich heute noch 214 im Besitz der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK). Diese stammen aus unterschiedlichen Quellen, sowohl aus Nachlässen als auch als Verkauf von Privatpersonen und Kunsthändlern. Ein großer Teil dieser Gemäldeerwerbungen diente der Ausstellung im 1935 neu eröffneten und ab 1937 großzügig erweitertem Landgrafenmuseum. Die Einrichtung dieser Institution wurde vor allem protegiert durch Philipp von Hessen (18961980), bereits seit 1930 aktives Mitglied der NSDAP und seit 1933 Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau. Die gehäuften Gemäldeerwerbungen für die Staatlichen Kunstsammlungen Kassel zwischen den Jahren 1935 und 1938 in unmittelbarem Vorfeld der Neueröffnung des Landgrafenmuseums legten vor diesem Hintergrund eine Überprüfung der Erwerbung auf eine NS-verfolgungsbedingte Herkunft zwingend nahe. Hinzu kamen zwei Erwerbungen durch Hans Möbius, der seit 1928 Kustos der Antikensammlung an den Staatlichen Kunstsammlungen Kassel war und ab 1941 als Kunstschutzoffizier in Frankreich diente, wo er eine Reihe von Kunstobjekten erwarb, neben Gemälden auch Möbel, Statuen, Graphiken und Antiken. Archivalisch erhalten sind dazu eine Reihe von Dokumenten wie Briefwechsel und Kaufbelege, die allerdings nicht systematisch aufgearbeitet wurden. Hiervon ausgehend war die Identifikation der Gegenstände vonnöten, inwiefern sie sich noch im Besitz der MHK befinden und daran anschließend die mögliche Klärung ihrer Provenienz vor Erwerb für die Staatlichen Kunstsammlungen.

Das Forschungsprojekt umfasst 214 Gemälde.

Nach derzeitigem Stand kann bei 87 Gemälden ein NS-verfolgungsbedingter Entzug zu 100 % ausgeschlossen werden.

Bei 60 Gemälden kann ein NS-verfolgungsbedingter Entzug mit sehr großer Wahrscheinlichkeit, aber noch nicht zu 100% ausgeschlossen werden.

Bei 55 Gemälden kann ein NS-verfolgungsbedingter Entzug nicht ausgeschlossen werden.

2 Gemälde sind Verdachtsfälle für einen NS-verfolgungsbedingten Entzug. Bei 10 Gemälden handelt es sich um einen NS-verfolgungsbedingten Entzug. Bei einem Gemälde gab es 2008 eine Einigung mit den Erben der Geschädigten. In den anderen neun Fällen gab es 1957 eine finanzielle Entschädigung für die Erben des Geschädigten.

Folgende Kunsthandlungen spielten für das Projekt eine Rolle:

Hermann Abels, Köln

Julius Brauer, Altenburg i. Thüringen

Arno Goldschmidt, Kassel

Dr. Rolph Grosse, Berlin

Richard Krebs (Senior), Kassel

Konrad „Kurt Kröning, Kassel und Bad Wildungen

Theodor Liermann, Berlin

W. A. Luz, Berlin

Maison des Expositions et des Arts „La Grande Galerie, Paris

Heinrich Maluvius, Kassel

Albrecht Nitschke, Breslau

Reinhard Schumann, Kassel

Ludwig Steinhauser, München

Konrad Strauß, Berlin

Friedrich von Wickede, Kassel

Ein Vortrag über Provenienzforschung wurde im Rahmen der „Abendgeschichten in Schloss Wilhelmshöhe am 12.09.2015 gehalten. Ein Beitrag für das MHK-Jahrbuch 2015 mit Fallbeispielen des Projektes wurde publiziert. Ein Artikel für das MHK-Jahrbuch 2016 über den restituierten Silberbecher und seine Geschichte wird erscheinen. Ein Vortrag im Rahmen der „Kunstpause in der Neuen Galerie wurde am 21.09.2016 gehalten. Außerdem wurde ein Kolloquium über das Thema „Provenienzforschung für sämtliche Volontäre der MHK abgehalten. Ein weiteres Ergebnis dieses Forschungsprojektes ist die proaktive Restitution eines Silberbechers.

(c) Museumslandschaft Hessen Kassel