Provenienzforschung in der Staatsgalerie Stuttgart und im Landesmuseum Württemberg

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
  • Staatsgalerie Stuttgart
  • Landesmuseum Württemberg
Bundesland:
Baden-Württemberg
Ansprechpartner:
Dr. Anja Heuß

PositionProvenienzforschung

E-Maila.heuss@staatsgalerie.de

Dr. Ira Conzen

PositionStellvertretende wissenschaftliche Direktorin

E-Maili.conzen@staatsgalerie.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Landesmuseum Württemberg

Im Oktober 2009 wurde Frau Dr. Anja Heuß eingestellt, um sowohl im Landesmuseum Württemberg als auch in der Staatsgalerie Stuttgart die Provenienzen der Bestände zu erforschen. Im Landesmuseum Württemberg recherchierte sie vor allem eigeninitiativ Objekte, die in der Zeit des Nationalsozialismus entzogen worden waren. Dabei wurden die Erwerbungen von 1933 bis heute überprüft. Von 2009 bis 2013 konnten 22 Kunstwerke identifiziert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogen worden waren. Davon wurden bisher sechs Kunstwerke an die Erben restituiert oder vom Landesmuseum zurückerworben.

Ein Schwerpunkt der Tätigkeit von Frau Dr. Heuß lag auf den Beständen der Uhrensammlung des Landesmuseums. 1972/73 war die Sammlung von Joseph Fremersdorf, Luzern, erworben worden, deren Provenienzen sich zum Teil als sehr problematisch erwiesen haben. Im Juli 2012 wurden zwei Renaissanceuhren aus der Sammlung Eugen Gutmann an die Erben restituiert. Diese beiden Uhren von höchster Qualität wurden mit Mitteln der Museumsstiftung Baden-Württemberg zurückgekauft und können deshalb weiterhin im Gewölbe des Alten Schlosses in Stuttgart präsentiert werden. Eine weitere Tischuhr aus der Zeit der Renaissance wurde an die Erben des Münchner Kunsthändlers A.S. Drey im Herbst 2012 restituiert. Weitere abschließend bearbeitete Objekte wurden auf der Homepage des Landesmuseums mit Foto und kurzen Angaben zur Provenienz eingestellt; die Einträge werden fortlaufend ergänzt: https://www.landesmuseum-stuttgart.de/sammlung/provenienzforschung

Nach Ablauf der Kofinanzierung durch die Arbeitsstelle für Provenienzforschung hat sich das Land Baden-Württemberg entschieden, die Finanzierung alleine fortzuführen. Frau Dr. Anja Heuß wird daher bis zum 31.12.2014 weiterhin als Provenienzforscherin des Landesmuseums tätig sein. Ab 2015 wird Dr. Matthias Ohm Ansprechpartner für Provenienzfragen sein.

Staatsgalerie Stuttgart

Im Oktober 2009 wurde Frau Dr. Anja Heuß eingestellt, um sowohl im Landesmuseum Württemberg als auch in der Staatsgalerie Stuttgart die Provenienzen der Bestände zu erforschen.Oberste Priorität hatte dabei die Prüfung mehrerer Auskunftsersuchen und Anträge auf Rückerstattung, die zu diesem Zeitpunkt der Staatsgalerie Stuttgart bereits vorlagen. Die umfangreichsten Recherchen wurden zum Anspruch des Erben nach Alfred Flechtheim vorgenommen. Dies betraf sieben Gemälde, Grafiken und Plastiken von Paul Klee, Willi Baumeister, Ernst Barlach, Juan Gris und Maurice de Vlaminck. Die Recherchen führten zu dem Ergebnis, dass kein verfolgungsbedingter Verkauf seitens des Kunsthändlers und Sammlers Alfred Flechtheim nachweisbar ist. Eine weitere aufwändige Prüfung wurde wegen des Anspruchs der Erben nach Alfred und Thekla Hess, Erfurt, auf je ein Gemälde von Lyonel Feininger und Franz Marc vorgenommen.

Insgesamt wurden im Zeitraum 2009-2013 folgende Kunstwerke aufgrund der Provenienzforschung restituiert: Eine Zeichnung von Anselm Feuerbach an die Erben nach Max Silberberg, Breslau; das Gemälde eines anonymen, vermutlich Westfälischen Meisters: Maria mit Kind, aus der Kunsthandlung Dr. Max Stern, Düsseldorf sowie ein Gemälde von Lovis Corinth an die Enkelin von Frau Margarethe Stern, Berlin-Potsdam. Die o.g. Zeichnung von Anselm Feuerbach, die eine Vorstudie zu dem Gemälde mit dem Titel „Iphigenie in der Staatsgalerie Stuttgart darstellt, wurde 2013 zurückerworben und befindet sich weiterhin in der Graphischen Sammlung.

Darüber hinaus recherchierte die Provenienzforscherin eigeninitiativ Werke mit zweifelhafter Provenienz. Darunter befand sich z.B. der 26-teilige Fries von Hans Thoma aus der Sammlung von Alfred Pringsheim, München, der 1935 von der Staatsgalerie erworben worden war. Auch wurden 1939 zwei Gemälde über den Münchner Kunsthandel erworben, die aus einer jüdischen Sammlung in Österreich stammten. Zwei weitere Gemälde wurden 1942 auf einer Auktion der Gestapo in Stuttgart erworben. Insgesamt konnten bei den Erwerbungen zwischen 1933 und 1945 drei Fälle ermittelt werden, die eindeutig von jüdischen Sammlern verfolgungsbedingt veräußert worden waren. Eine Restitution war aus verschiedenen Gründen leider nicht möglich. Daher wurden diese Werke in Lost Art eingestellt in der Hoffnung, dass sich noch Erben melden.

Nach Ablauf der auf drei Jahre befristeten Kofinanzierung durch die Arbeitsstelle für Provenienzforschung übernahm das Land Baden-Württemberg die weitere, vollständige Finanzierung dieser Stelle. Ansprechpartnerin ist weiterhin Frau Dr. Anja Heuß.

(c) Landesmuseum Württemberg / Staatsgalerie Stuttgart