Provenienzrecherche Graphische Sammlungen

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Städtische Museen Freiburg
Bundesland:
Baden-Württemberg
Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die Graphischen Sammlungen des Augustinermuseums und des Museums für Neue Kunst, die seit den 1990er Jahren in zwei getrennten graphischen Kabinetten untergebracht waren, wurden im neu erbauten Haus der Graphischen Sammlung, (eröffnet im Herbst 2016), wieder unter einem Dach zusammengeführt. Aus diesem Anlass sollten die Bestände der vor 1945 entstandenen und von 1933 bis heute in die Museen gelangten Graphiken auf ihre Provenienz hin untersucht werden. An die 10.000 Datensätze wurden geprüft und diejenigen herausgefiltert, die zur genaueren Untersuchung auffordern. Eine Zahl von 189 Datensätzen wurde ermittelt, die in 116 Datensätze Originalgraphik und 73 Datensätze Druckgraphik zu unterteilen ist. Ein Datensatz kann ein Konvolut bezeichnen, in dem bis zu 155 Werke versammelt sind oder auch nur eine einzelnes Blatt. Es wurde ein graphisches Spektrum untersucht, das Skizzenbücher, Mappenwerke, Nachlasskonvolute, Buchillustrationen, hochwertige Originalgraphiken bis hin zu nicht bezeichneten Auflagendrucken umspannt.

Bis zur Gründung des Museums für Neue Kunst im Jahr 1985, das aus dem Augustinermuseum hervorgegangen ist und dessen Sammlung des 20. Jahrhunderts übernahm, erfolgten die Ankäufe ausschließlich durch das Augustinermuseum. In den 1930er Jahren wurden die meisten Graphiken direkt bei den Künstlern oder aus den Weihnachtsausstellungen im Kunstverein erworben. Die Einlieferer waren die ausstellenden Künstler selbst. Auch gab es in diesen Jahren viele Schenkungen. Diese Eingänge können als unbedenklich gelten. Es wurde jedoch auch bei Kunsthändlern, Galerien oder bei Privatpersonen gekauft. Der damalige Direktor des Augustinermuseums Dr. Werner Noack konzentrierte sich mit seiner Ankaufspolitik weitgehend auf regionale Kunst. Die in seiner Amtszeit (1923 bis 1953) getätigten Ankäufe wurden genauer untersucht, unter besonderem Augenmerk auf die Lebensumstände der handelnden Personen.

Ab 1953 erfolgten die Graphikankäufe durch den nachfolgenden Museumsdirektor Dr. Hermann Gombert (1953 bis 1974) hauptsächlich über Galerien und Auktionshäuser. Dazu gehörten u.a. die Galerie Wolfgang Ketterer (Stuttgart/München), das Auktionshaus von Roman Norbert Ketterer (Stuttgart), die Galerie Vömel (Düsseldorf) und die Galerie Valentien (Stuttgart), die Galerie Elfriede Wirnitzer (Baden-Baden) und die Galerie Klihm (München). Sowohl Roman Norbert Ketterer, als auch Alex Vömel sind nach dem Krieg im Zusammenhang mit unrechtmäßig entzogenem Kulturgut aufgefallen. Hans Hellmut Klihm und Fritz C. Valentien waren direkt in den nationalsozialistischen Kunstraub involviert. Beide sind im ALIU final report (Art Looting Investigation Unit) gelistet, fallen damit unter die „red flag names und sollten daher mit besonderer Aufmerksamkeit untersucht werden.

In allen Fällen waren über die vorherigen Besitzer bzw. Eigentümer der angekauften Graphiken keine Nachforschungen angestellt worden.

(c) Städtische Museen Freiburg