Systematische Erschließung der Sammlungsbestände des schleswig-holsteinischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte (Erwerbungen 1933-1945)

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen - Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf
Bundesland:
Schleswig-Holstein
Ansprechpartner:
Melanie Jacobi, M.A.

Tel.+49 (0) 4621 813 207

E-Mailmelanie.jacobi@schloss-gottorf.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf in Schleswig ist die größte museale Institution des Landes Schleswig-Holstein. Gebildet wurde sie 1999 aus zwei bis dahin selbstständigen Institutionen: dem Archäologischen Landesmuseum und dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Beide Landesmuseen sind erst seit dem Zweiten Weltkrieg in Schloss Gottorf in Schleswig ansässig, die Vorgängerinstitutionen das „Museum vaterländischer (seit 1936: vorgeschichtlicher) Alterthümer und das „Kunstgewerbliche Thaulow Museum (seit 1920: „Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum) hatten ihren Sitz jeweils in Kiel.

Träger des „Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der „Provinzialverband Schleswig-Holstein des preußischen Staates unter den Landeshauptleuten Otto Röer (1932-1938) und Wilhelm Schow (1938-1945). Das Haus verfügte über einen seit 1878 gewachsenen Sammlungsbestand mit Objekten vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Sammlungsschwerpunkte waren unter dem langjährigen Museumsdirektor Ernst Sauermann (1920-1947) vor allem Möbel, Kunsthandwerk und Volkskunde. Die bildende Kunst rückte erst nach dem Zweiten Weltkrieg ins Zentrum der Sammlungstätigkeit des Hauses. Während der NS-Zeit hatte das Museum nie mehr als zwei wissenschaftliche Mitarbeiter die wichtigsten waren Dr. Walter Passarge (1898-1958), der von 1927 bis 1936 „Direktorial-Assistent war, bis er 1936 als Direktor an die Kunsthalle Mannheim ging, und Dr. Wolfgang Scheffler (1902-1992), der 1927 bis 1939 als „wissenschaftlicher Hilfsassistent beschäftigt war, wo er insbesondere für die wissenschaftliche Inventarisierung zuständig war.

Von April 2013 bis Januar 2016 hat die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen die Provenienzen der Sammlungsbestände des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte systematisch aufgearbeitet. In einem insgesamt zweijährigen Forschungsprojekt (April 2013 bis Dezember 2014 und November 2015 bis Januar 2016), das von der Arbeitsstelle für Provenienzforschung gefördert wurde, ging es um die Neuerwerbungen des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in der Zeit zwischen 1933 und 1945. Seit Februar 2016 werden in einem Folgeprojekt die Sammlungszugänge nach 1945 erforscht.

Von 1933 bis 1945 wurden am Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte insgesamt 5.653 Inventarnummern für Sammlungs-Neuzugänge vergeben. Zentraler Gegenstand der Untersuchung sind die gut 40% der Zugänge, die als Ankauf ins Museum gekommen sind: Für 2.366 Objekte wurden zwischen 1933 und 1945 insgesamt knapp 150.000 RM ausgegeben, wobei in den Jahren 1937 bis 1939 und nochmals in den Kriegsjahren 1943 und 1944 überdurchschnittlich hohe Ankaufsetats zu verzeichnen sind. In diese Zeiträume fallen die besonders auffälligen Erwerbungen des Landesmuseums auf Berliner Auktionen sowie die Ankäufe in den besetzten Gebieten.

Aus Berliner Auktionen stammen auch die ersten Objekte, die von der Stiftung Landesmuseen restituiert wurden. Es handelte sich um fünf Gobelin-Objekte aus der Sammlung Emma Budge, die das Landesmuseum im August 1937 im Berliner Auktionshaus Paul Graupe erworben hatte. Für ein weiteres Objekt aus der Sammlung Budge wird derzeit eine Einigung vorbereitet.

Ein Objekt mit niederländischer Provenienz, das am 30.9.1942 von Mozes Mogrobi, einem jüdischen Kunsthändler aus Amsterdam, für 350 RM erworben worden war, ist am 20. Juni 2016 an die Mogrobi-Erben restituiert worden.

(c) Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen - Schloss Gottorf