Systematische Überprüfung der Judaica-Sammlung auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Jüdisches Museum Berlin
Bundesland:
Berlin
Ansprechpartner:
Michal S. Friedlander

PositionKuratorin für Judaica und Angewandte Kunst

Tel.+49 (0)30 259 93 511

E-Mailm.friedlander@jmberlin.de

Dr. Anna-Carolin Augustin

PositionWissenschaftliche Mitarbeiterin Provenienzforschung Bereich Judaica

Tel.+49 (0)30 259 93 510

E-Maila.augustin@jmberlin.de

Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Gegenstand des 22-monatigen Forschungsprojekts war die systematische Überprüfung und Recherche zu den Provenienzen jüdischer Zeremonialgegenstände (Judaica) in der Sammlung des Jüdischen Museums Berlin.

Einen Schwerpunkt des Projekts bildete das 297 Judaica-Objekte mit Provenienzlücken umfassende Konvolut der Sammlung des Münsteraner Judaisten und Kantors Zwi Sofer (1911-1980). Diese Sammlung wurde 1981 für die Jüdische Abteilung des Berlin Museums erworben und bildete 2001 den Judaica-Sammlungskern des Jüdischen Museums Berlin.

Ziel des Projektes war die Identifizierung NS-verfolgungsbedingt entzogener Judaica und die möglichst weitgehende Schließung von Provenienzlücken. Darüber hinaus sollte die Erarbeitung eines einheitlichen Forschungsstandes für die Provenienzen der überprüften Objekte sowie die Rekonstruktion der Biografien ehemaliger Besitzer erfolgen.

Dank der Recherchen kann nun ein ausdifferenziertes Bild der wechselhaften Biografie des Sammlers Zwi Sofer gezeichnet werden, die darüber hinaus generelle Einblicke in die Judaica-Sammel- und Handelspraxis nach 1945 gibt. Während für 35 Sofer-Objekte eine unbedenkliche Provenienz ermittelt, für elf weitere Objekte Provenienzketten verdichtet und zwei davon als „bedenklich eingestuft werden konnten, bietet ein Großteil der seriell gefertigten Objekte der Sammlung Sofer weder objekt-immanente Provenienzmerkmale noch sonstige Recherchemöglichkeiten („Dead-End-Objekte).

Das Projekt wurde während seiner Laufzeit in mehreren öffentlichen Vorträgen präsentiert. (1)

Im Juni 2018 veranstaltete das Jüdische Museum Berlin in Kooperation mit der Stiftung Neue Synagoge Centrum Judaicum zudem ein internationales Symposium zum Thema „Geraubte Judaica, dessen Beiträge online abgerufen werden können. (2) Das Judaica-Provenienzprojekt wurde in diesem Kontext in mehreren überregionalen Pressebeiträgen thematisiert. (3)

Im Periodikum des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste „Provenienz & Forschung erschien im Herbst 2018 ein Bericht, der unter anderem das Projekt thematisiert; ein weiterer Bericht folgte im Januar 2019 im Museumsjournal.

Es ist geplant, die aus dem Projekt resultierenden Rechercheergebnisse sowie weitere Hilfsmittel für die Judaica-Provenienzforschung auf der bereits vorhandenen Museumswebsite online zugänglich zu machen. Zudem werden die Sammlerbiografie Zwi Sofers und ausgewählte Fallbeispiele als Online-Feature präsentiert. Darüber hinaus sind alle Objekte der Sammlung Sofer für die Online-Objekt-Suche des JMBs aufbereitet worden und sollen dort in Zukunft ausgespielt werden.

1) Oktober 2017: JMB (Vortrag für Referendare); Mai 2018: Volontärs-Fortbildungsveranstaltung Gedenkstätte Ravensbrück („Sammellust und Sammelfrust. Über Herkunft, Bewahrung und Präsentation musealer Sammlungen); Dezember 2018: Humboldt Universität zu Berlin („Der Sammler und die Sammlung Zwi Sofer). Im Rahmen des deutsch-amerikanischen Provenance Research Exchange Programms (PREP) wurde das Projekt zudem im September 2017 in Berlin, im Februar 2018 in Los Angeles und im Oktober 2018 in München präsentiert.

2) https://www.jmberlin.de/symposium-geraubte-judaica.

3) „Geraubte Judaica ein Spezialfall der Provenienzforschung, WDR 5 Scala aktuelle Kultur 19.6.2018; „Die Spur des Sabbatleuchters, in: taz, 21.6.2018; „Ausgeplündert, entehrt, arisiert, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.7.2018.

(c) Stiftung Jüdisches Museums Berlin