Geschäfte mit dem Osten? Pilotprojekt zur Untersuchung kritischer Provenienzen aus der SBZ und der DDR in nichtstaatlichen Museen des Freistaates Bayern

Förderbereich:
SBZ / DDR
Zuwendungs­empfänger:
Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
Bundesland:
Bayern
Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
bis
Beschreibung:

Das Kooperationsprojekt hat primär zum Ziel, die Ankaufspraxis westdeutscher bzw. bayerischer Händler und Museen zwischen 1945 und 1990 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und in der DDR zu erschließen. Damit ist der Freistaat Bayern eines der ersten sogenannten alten Bundesländer, das seine Geschäftspraktiken auf musealer Ebene mit der zweiten deutschen Diktatur transparent aufzuklären beginnt.

Die Geschäftsbeziehungen der DDR mit dem westlichen Ausland lassen sich im Wesentlichen in zwei Zeitabschnitte gliedern: vor und nach 1973. Mit Gründung der Kunst und Antiquitäten GmbH (KuA) des Bereichs „Kommerzielle Koordinierung der DDR im Jahr 1973 „professionalisierte sich das Geschäft. Ein Teil der Exporte bestand aus Antiquitäten und Kunstgegenständen, die nur deshalb in den Handel gelangten, weil Druck auf ihre Eigentümer:innen ausgeübt worden war.

Basierend auf der vom Bundesarchiv veröffentlichten Vertragspartnerliste der KuA, auf der sich sowohl bayerische Museen als auch lokale Kunsthandlungen befinden, sollen Netzwerke, Akteur:innen und Mechanismen herausgearbeitet werden. Diese Entschlüsselung ist dabei fundamental, um Objektbewegungen nachvollziehen zu können. Eine Untersuchung grundlegender Fragen nach konkreten Handelspartnerschaften, Motiven und Sammlungsaktivitäten fehlt bislang, ist aber entscheidend für zukünftige, vertiefende Einzelfallforschungen.

Da es sich um Grundlagenforschung handelt, sind zunächst intensive Recherchen in den Archiven auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene durchzuführen. Parallel sollen exemplarisch in einigen bayerischen Museen einzelne Objekte bzw. Bestände hinsichtlich kritischer Provenienzen aus der Zeit zwischen 1945 und 1990 untersucht werden. Zur Erhebung erster Fallzahlen führt die Landesstelle deshalb bis zum 15. September 2021 eine Onlineumfrage in den bayerischen nichtstaatlichen Museen durch.

Weitere Informationen:

Marlen Topp und Mathias Deinert: Geschäfte mit dem Osten? Geplantes Pilotprojekt zur Untersuchung kritischer Provenienzen aus der SBZ und der DDR in nichtstaatlichen Museen des Freistaats Bayern. In: Museum heute. Fakten, Tendenzen und Hilfen, Nr. 58/Dezember 2020, S. 7476. [Link]

Veröffentlichungen: