Provenienzrecherche zu dem Gemälde "Badende" von Erich Heckel im Kunstmuseum Bonn

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Kunstmuseum Bonn
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Ansprechpartner:
Dr. Volker Adolphs

PositionAusstellungsleiter und Kurator

Tel.+49 (0) 228 776 225

E-Mailvolker.adolphs@bonn.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die Recherche zur Provenienz des Gemäldes „Badende (1914) von Erich Heckel aus dem Sammlungsbestand des Kunstmuseum Bonn führte zu dem Ergebnis, dass sich das Gemälde von vor Juli 1929 bis 1958 in der Sammlung des deutsch-amerikanischen Kunsthistorikers und Museumsdirektors Wilhelm Reinhold Valentiner (1880-1958) befand. Hierauf verweist u.a. ein auf der Rückseite des Gemäldes angebrachtes Etikett. Valentiner hat das Heckel-Gemälde vor 1929 als Leihgabe zusammen mit drei weiteren Gemälden von Ernst Ludwig Kirchner, Max Kaus und Karl Schmidt-Rottluff der Berliner Nationalgalerie zur Verfügung gestellt und alle vier Gemälde am 29. Juli 1929 zurückerhalten. Zu diesem Zeitpunkt lebte Valentiner bereits seit fünf Jahren in Detroit, wo er seit 1924 als Direktor des Detroit Institute of Arts tätig war. Zusammen mit den drei im Juli 1929 von der Nationalgalerie übernommenen Gemälden von Kirchner, Kaus und Schmidt-Rottluff hat Valentiner auch das zurückerhaltende Gemälde „Badende von Erich Heckel anschließend mit nach Detroit genommen. Wie eine im Detroiter Museum überlieferte Liste eindeutig bestätigt, befanden sich alle vier Gemälde noch im Juni 1945 in Valentiners Sammlung und wurden nach dessen Pensionierung vorübergehend im Depot des Museums untergebracht. Vom 14. Februar bis zum 6. März 1952 stellte Valentiner das Heckel-Gemälde „BATHERS WITH BLUE BACKGROUND (1914) als Leihgabe dem Museum of Modern Art, New York für die Ausstellung „20th Century Master Movements: German Expressionism zur Verfügung. Hierauf verweist auch ein rückseitig auf dem Keilrahmen des Gemäldes angebrachtes Etikett. Valentiner verstarb am 6. September 1958 in New York. Das Heckel-Gemälde befand sich nach dem Tod des Museumsdirektors zunächst bis November 1966 im North Carolina Museum of Art, Releigh und musste dann an die geschiedene Ehefrau von Valentiner, die das Testament angefochten hatte, übergeben werden. Im November 1968 wurde das Heckel-Gemälde schließlich über die Düsseldorfer Galerie Wilhelm Großhennig an die Städtischen Kunstsammlungen, Bonn (heute: Kunstmuseum Bonn) verkauft.

Ein NS-verfolgungsbedingter Entzug oder Zwangsverkauf des Gemäldes „Badende (1914) von Erich Heckel konnte im Rahmen der durchgeführten Provenienzrecherche nicht festgestellt werden. Wie der Werkverzeichnisautor Andreas Hüneke 2017 richtig angibt, befand sich das Gemälde aus dem Kunstmuseum Bonn von 1922 bis 1929 als Leihgabe in der Berliner Nationalgalerie. Ein im Zentralarchiv der Berliner Museen, Preußischer Kulturbesitz überliefertes Bestätigungsschreiben von Dr. Valentiner vom 29. Juli 1929 belegt eindeutig, dass es sich bei diesem Gemälde um eine Leihgabe von Valentiner handelte. Dieser nahm alle vier von der Nationalgalerie zurückerhaltenen Leihgaben mit nach Detroit, wo sich alle von der Berliner Nationalgalerie 1929 zurückerhaltenen Gemälde noch bis mindestens 1952 im Museumsdepot befanden. Ein 1929 erfolgter Verkauf des Heckel-Gemäldes an Hugo Simon, Berlin ist auszuschließen, da sich das Kunstwerk nachweislich auch noch im Juni 1945 in Valentiners Sammlung in Detroit befand. In der Pariser Wohnung von Hugo Simon wurden im Mai 1942 insgesamt vier Gemälde von Erich Heckel beschlagnahmt: „Badende Jungen, Öl auf Leinwand, 83 x 95 cm, „Ansicht von Gent, Öl auf Leinwand, 97 x 121 cm, „Bad., Öl auf Leinwand, 57 x 49 cm und „Badende am Fluss, Öl auf Leinwand, 70 x 80 cm. Alle in der Wohnung von Hugo Simon konfiszierten Kunstwerke wurden im Mai 1942 in das Jeu de Paume, Paris verbracht und im Juli 1943 den Angaben einer im Bundesarchiv Koblenz überlieferten Kartei zufolge vernichtet. Das im Juli 1938 als Leihgabe von Hugo Simon in der Londoner Ausstellung „Exhibition of Twentieth Century German Art mit der Katalognummer 61 ausgestellte Gemälde „Bathing Scene (1914) und den im Ausstellungskatalog angegebenen Bildmaßen 48 x 55 cm, welches der Werkverzeichnisautor Andreas Hüneke 2017 irrtümlich mit dem Heckel-Gemälde „Badende (1914) aus dem Kunstmuseum Bonn gleichgesetzt hat, wurde im Mai 1942 ebenfalls vom Einsatzstab Reichleiter Rosenberg in Hugo Simons Pariser Wohnung in den Beschlagnahmelisten betitelt als „Bad. mit den Bildmaßen 57 x 49 cm konfisziert und später vernichtet. Das im Kunstmuseum Bonn befindliche Gemälde „Badende (1914) aus der Sammlung von Wilhelm Reinhold Valentiner hat die Bildmaße 83 x 96,5 cm.

(c) Kunstmuseum Bonn