Provenienzrecherche zur expressionistischen Graphik der Sammlung Dr. Hans Lühdorf

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Museum Kunstpalast
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Ansprechpartner:
Barbara Til

Tel.+49 (0) 211 566 423 50

E-Mailbarbara.til@kunstpalast.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Das Kunstmuseum Düsseldorf heute Museum Kunstpalast erhielt in der Zeit von 1949 bis 1968 von dem Düsseldorfer Juristen Dr. Hans Lühdorf (1910-1983) eine hochkarätige, insgesamt etwa 120 Arbeiten umfassende Sammlung expressionistischer Kunst auf Papier, davon 70 Arbeiten 1964 als Schenkung. Mit dem Wunsch, die Sammlung auszustellen, verband das Museum Kunstpalast die Selbstverpflichtung, zunächst die Provenienzen der vor 1945 entstandenen Blätter zu ermitteln, die zu Projektbeginn nur in Ausnahmefällen bekannt waren. Gelegentliche Bemerkungen zur Herkunft der Werke vom betreffenden Künstler bzw. Hinweise in Werkverzeichnissen, in denen einzelne Blätter aufgeführt sind, gaben in einigen Fällen Aufschluss. Für die meisten Arbeiten war jedoch noch zu überprüfen, auf welchem Wege und zu welchem Zeitpunkt sie in die Lühdorfsche Sammlung gelangten.

Im Zuge der Recherchen stellte sich heraus, dass Dr. Hans Lühdorf Anfang 1939 begann, seine Sammlung systematisch und in Absprache mit dem Kunstmuseum aufzubauen. Durch zahlreiche Besuche der Ausstellung „Entartete Kunst, allein 14 mal in Düsseldorf, hatte er sich zunehmend für den Expressionismus begeistert und entschieden, die damals „verfemte Kunst für die Nachwelt zu retten.

Etwa ein Drittel der untersuchten Arbeiten, unter denen die Werke von Schmidt-Rottluff, Heckel, Jawlensky, Nolde, Mueller und Klee am häufigsten vertreten sind, erwarb der Sammler bei der Düsseldorfer Galerie Vömel, die ihm auch zahlreiche Kontakte zu Künstlern und Sammlern vermittelte. Elf von den bei Vömel erworbenen Blättern konnten identifiziert werden, ihre Spur reichte in einigen Fällen noch weiter zurück: Drei Blätter des Vömel-Bestandes (insgesamt fünf des untersuchten Konvoluts) tragen ein Nummerierungssystem, das im Laufe des Projekts als Lagersystem der Galerie Arnold (Inhaber: Ludwig Wilhelm Gutbier), die von 1818-1934 in Dresden und seit 1937 in München ansässig war, identifiziert werden konnte: eine fünfstellige, mit Bleistift rechts unten auf dem Recto vermerkte Nummer, der ein R vorangestellt ist.

Lückenlos ließen sich die Provenienzen für etwa 10% der Werke klären, nämlich immer dann, wenn der Sammler die Graphiken über die Künstler selbst bezogen hatte. Zu ihnen nahm er zunehmend Kontakt auf, als der Erwerb über den Kunsthandel nur noch sehr eingeschränkt möglich war. So schenkte Jawlensky ihm einige Lithographien, er hatte ihn in dessen letzten Lebensmonaten etwa 30 Mal in Wiesbaden besucht. Aus seinem Besitz erwarb Lühdorf außerdem einen Holzschnitt von Franz Marc. Emil Nolde überließ ihm für sein Engagement für den kranken Jawlensky einige seiner eigenen Radierungen. Da es sich bei dem weitaus größten Teil der Sammlung um Druckgraphik handelt, wurden keine eindeutigen Überschneidungen mit den in der Datenbank „Entartete Kunst aufgeführten 1937/38 in deutschen Museen beschlagnahmten Werken festgestellt.

Zwei Blätter sind aufgrund ihres Vorbesitzers Alfred Hess, dessen Erben zur Klärung hinzugezogen wurden, bedenklich und müssen näher überprüft werden.

(c) Museum Kunstpalast Düsseldorf

Ausstellungen:
Klee, Marc, Nolde... Expressionistische Graphik aus der Sammlung Dr. Hans Lühdorf