Unter Verdacht - vertiefende Provenienzforschung zu Verdachtsfällen und ausgewählten Beständen in den Stadtmuseen Northeim, Osterode, Uslar und Seesen

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Landschaftsverband Südniedersachsen e.V. (Göttingen)
Bundesland:
Niedersachsen
Projekttyp:
Langfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Die vertiefende Provenienzforschung in den stadtgeschichtlichen Museen Osterode, Seesen, Uslar und Northeim setzt bei den Verdachtsfällen an, die während des Erstchecks 2017 in diesen Museen dokumentiert wurden. Das zum 1.1.2020 beginnende und auf zwei Jahre angesetzte Projekt setzt die vertiefende Provenienzforschung in den Museen Duderstadt, Alfeld, Einbeck und Hann. Münden fort, in denen während des Erstchecks 2016 ebenfalls eine Reihe Verdachtsfälle festgestellt wurde. Mit dem laufenden Projekt geht die Bestandserforschung von insgesamt neun Museen im Verbandsgebiet des Landschaftsverbands Südniedersachsen in die abschließende Phase.

2020 werden zunächst die Museumsbestände in Osterode und Seesen untersucht. Untersuchungsgegenstand sind sowohl die Sammlungsgegenstände als auch die Altbestände der Museumsbibliotheken und Teile des historischen Gebrauchsinventars. Bereits während des Erstchecks verwies die Dokumentation von Verdachtsfällen in der Duderstädter Museumsbibliothek und beim Gebrauchsinventar in den Museen Clausthal-Zellerfeld und Osterode auf die Notwendigkeit der Ausweitung des Untersuchungsgegenstands. Bei den Verdachtsfällen in den Sammlungen handelt es sich entsprechend dem breiten Sammlungskonzept stadtgeschichtlicher Museen selten um Kunstwerke. In Alfeld wurde 2018 ein Gemälde von Adriaen van Stalbemt identifiziert und erforscht, im Museum Hann. Münden eine Skulptur von Gustav Eberlein aus dem Besitz von Rudolf Mosse. In den meisten Fällen stehen aber Bücher, Möbel und andere Dinge der Alltagskultur in Frage.

Ziel der Forschung ist, die Verdachtsfälle und damit verknüpften Problemfelder möglichst weitgehend zu klären, Provenienzen zu rekonstruieren und historische Kontexte zu erforschen und zu dokumentieren. Der in den südniedersächsischen Sammlungen herausgearbeitete unrechtmäßige Entzug während der NS-Zeit reicht von der organisierten Arbeiterkultur, über jüdische Personen und Organisationen, Freimaurerlogen, Kriegsbeute, dem Kunsthandel und anderen Betrieben in jüdischem Besitz sowie aus möglicherweise „arisierten Beständen bis hin zu Produkten von Zwangsarbeitern während des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Neben der Rekonstruktion der Provenienzen und gegebenenfalls Restitution wird angestrebt, die umfangreichen Erkenntnisse zur Museums- und Lokalgeschichte zu erweitern und für die weitere Museumsvermittlung bereitzustellen. Wo möglich sollen Erkenntnisse bzw. Desiderata auch in neue Forschungsprojekte überführt werden, wie z.B. die Ethnographica im Museum Alfeld, deren langfristige Erforschung in Planung ist.

Die Provenienzforschungsprojekte des Landschaftsverbands Südniedersachsen werden seit 2016 vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanziell gefördert und von Dr. Christian Riemenschneider (Göttingen) durchgeführt.

(c) Landschaftsverbands Südniedersachsen