Erstcheck von Museumsbeständen in Altmärkisches Museum Stendal, Danneil-Museum Salzwedel, Gleimhaus Halberstadt, Museum Aschersleben, Museum Schloss Moritzburg Zeitz

Förderbereich:
NS-Raubgut
Zuwendungs­empfänger:
Museumsverband Sachsen-Anhalt e.V. Bernburg
Bundesland:
Sachsen-Anhalt
Ansprechpartner:
Susanne Kopp-Sievers

PositionGeschäftsführerin Museumsverband Sachsen-Anhalt e.V.

E-Mailinfo@mv-sachsen-anhalt.de

Sabine Breer

PositionWissenschaftliche Mitarbeiterin Provenienzforschung

E-Mailprovenienzforschung_st@t-online.de

Projekttyp:
Kurzfristig
Projektlaufzeit:
bis
Beschreibung:

Der „Erstcheck zu NS-Raubgut wurde in Sachsen-Anhalt in folgenden Museen durchgeführt: Städtisches Museum Aschersleben, Danneil-Museum Salzwedel, Altmärkisches Museum Stendal, Museum Schloß Moritzburg Zeitz und dem Gleimhaus Halberstadt.

Die vier Stadt- und Regionalmuseen befinden sich in kommunaler Trägerschaft. Das Gleimhaus Halberstadt wird von einem Verein getragen. Die Sammlungen der Museen sind weit vor 1933 angelegt worden. Bei den vier Stadt- und Regionalmuseen handelt es sich um Mehrspartenmuseen mit dem typischen heterogenen Bestand aus Archäologie, Stadtgeschichte, Kunst und Naturkunde bis hin zu Ethnologica.

Das Projekt war ein Pilotprojekt in der Museumslandschaft Sachsen-Anhalts. Ziel war es zu klären, ob es einen Verdacht auf unrechtmäßigen Erwerb von Objekten seitens der Museen gab, die eine vertiefende Provenienzforschung nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Raubgut erforderlich macht. Die Recherchen wurden vor Ort in den Museen durchgeführt. Die Suche konzentrierte sich vor allem auf die Eingänge von Objekten in der Zeit 1933 bis 1945. Die Zeit von Eingängen ab 1945 bis in die 1950er Jahre wurde aber nicht ausgeblendet, denn auch bei Nachkriegszugängen kann ein unrechtmäßiger Entzug in der NS-Zeit möglich sein.

In allen fünf Museen wurden verdächtige Eingänge auf NS-verfolgungsbedingten Entzug identifiziert und eine vertiefende Provenienzforschung empfohlen. Die Eingänge betreffen u. a. Judaica, Masonica, Socialistica und im Fall Aschersleben auch Ethnologica (Abb. 3). Die aufgetauchten Verdachtsmomente legen nahe, dass in allen Fällen die gesamten Eingänge der Museen in der Zeit zwischen 1933 und 1945 zu untersuchen sind. Im Gleimhaus deuten Verdachtsmomente darauf hin, dass möglicherweise Inventar der ehemaligen Synagoge Halberstadt vorhanden sein könnte. Dies aber zu verifizieren, bedarf nicht nur einer vertiefenden Provenienzforschung, sondern auch einer bisher fehlenden Kontextforschung zur Synagoge Halberstadt.

In Zeitz gibt es Verdachtsmomente, dass ein NS-verfolgungsbedingter Entzug bei Nachkriegserwerbungen vorliegen könnte. So erfolgte im Jahr 1955 z. B. ein Ankauf hochwertiger Grafiken bedeutender Künstler nach damals üblichen Marktpreisen (Abb. 1 und 2). Der Fall Zeitz zeigt auf, dass die Rolle des Kunst- und Antiquitätenhandels im mitteldeutschen Raum in der NS-Zeit wie in der SBZ und DDR ein Forschungsdesiderat ist.

In Salzwedel weist der Fall von Walter Neuling (1894-1973), Museumsleiter in Salzwedel von 1948 bis 1955, nicht nur auf seine Verstrickungen in der NS-Zeit, sondern auch weit in die Geschichte der DDR und Verflechtungen mit weiteren Museen wie dem Potsdam-Museum hin.

Mit den Ergebnissen des „Erstchecks haben die Museen einen erheblichen Wissenszuwachs zur Geschichte des Museums und der Sammlungen erhalten. Die fünf ausführlichen Abschlussberichte zeigen die Handlungsbedarfe auf. Diese beziehen sich nicht nur auf fragwürdige Eingänge zwischen 1933 und 1945 und danach, sondern auch auf die Notwendigkeit der Erforschung bis heute, teilweise noch wirkmächtigen Legenden zur Tätigkeit der Museen und ihrer handelnden Akteure in der NS-Zeit.

Mit jedem der beteiligten Museen fand ein Abschlussgespräch statt. Jedem wurde ein ausführlicher Abschlussbericht übergeben. Eine Veröffentlichung zum Projekt in der Zeitschrift „Museumsnachrichten des Museumsverbands Sachsen-Anhalt e.V. ist vorgesehen.

Eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit begleitete das Projekt u. a. durch eine öffentliche Veranstaltung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste im Kulturhistorischen Museum Magdeburg zum Thema „Provenienzforschung in Sachsen-Anhalt, Fernseh- und Radioberichte im MDR und Deutschlandradio Kultur. Die Ergebnisse der 1. Staffel „Erstcheck motivieren inzwischen 17 weitere Museen, einen Erstcheck NS-Raubgut durchzuführen.

(c) Museumsverband Sachsen-Anhalt e.V.

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